Zusammenfassung
Wenn man die mittelalterlichen Poetiken nach Modellen zum Aufbau eines Kunstwerks befragt, wird man zu allererst auf die Rhetorik verwiesen. »In allen Arten des [mittelalterlichen] Schrifttums, die irgendwie formale Ansprüche stellen, erweist sich die Rhetorik als führende Macht« (Brinkmann 1928, S. 31). Darum stützt sich der Aufbau eines Kunstwerkes auf die alte rhetorische Lehre von den fünf Teilen der Rede. Für das literarische Kunstwerk kommen allerdings nur drei in Frage: das Proöm, die Narratio und die Conclusio (Probatio und Refutatio sind rein prozessuale Bestandteile, die nur in der Gerichtsrede ihren Sinn haben). Anfang und Schluß eines Werkes stehen dabei in einer stärker ausgebauten rhetorischen Tradition als die Narratio. So haben denn auch Anfangs- und Schlußstro-phen einen relativ festen Platz im mittelalterlichen Lied.
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Tervooren, H. (1995). Zur Komposition mittelalterlicher Strophenreihen. In: Sangspruchdichtung. Sammlung Metzler. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03989-7_6
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