Zusammenfassung
Der niedere Roman weist in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts kein geschlossenes Erscheinungsbild auf. Das liegt zum einen daran, daß eine verbindliche Poetik für diese Gattung fehlt; zum anderen aber auch an der bereits erreichten Vielfalt der deutschen Erzählkunst. Man hat versucht, die verschiedenen Transformationen, die Ständesatire und Narrenrevue, Pikaroroman und Traumgesicht im Politischen Roman, bei Johann Beer und in den sogenannten Simpliziaden erfahren, unter Stichworten wie ›Verbürgerlichung‹ oder ›Säkularisierung‹ zusammenzufassen. Aber keine dieser Vokabeln deckt wirklich alle Erscheinungen ab. Johann Beers Erzählwerke beispielsweise laufen eher auf eine Nobilitierung des Schelms zum Landadeligen als auf eine Domestizierung des Pikaros durch die städtische Gesellschaft der Kaufleute und Handwerker hinaus. Christian Weises Definition dessen, was ein Ertz-Narr sei, bleibt weitestgehend im Rahmen der religiösen Weltsicht eines Sebastian Brant. Umgekehrt wird die Totalität des religiösen Weltbildes schon bei Grimmeishausen in Frage gestellt. Nach wie vor werden Erzählwerke eher unter moralischen und religiösen als unter ästhetischen Gesichtspunkten beurteilt.
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Bauer, M. (1994). Simpliziade und Politischer Roman. In: Der Schelmenroman. Sammlung Metzler. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03979-8_6
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-03979-8_6
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
Print ISBN: 978-3-476-10282-9
Online ISBN: 978-3-476-03979-8
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