Zusammenfassung
Schon in Sils-Maria war sich Nietzsche im Sommer des Jahres 1888 durchaus bewußt, ein berühmter Mann geworden zu sein. Allerdings hatte keines seiner Bücher bei den Universitätsphilosophen besondere Beachtung gefunden. Offenbar vermochten sie in seinem Denken nicht jene Verbindung zur philosophischen Tradition zu entdecken, die es ihnen ermöglicht hätte, den Dialog mit ihm aufzunehmen. Über viele Jahrzehnte hinweg machte sich Nietzsches Einfluß vor allem bei den Künstlern geltend. Aus der von Krummel zusammengestellten Dokumentation geht jedoch auch hervor, daß Nietzsche sehr bald schon ein Platz in der Geschichte der Philosophie zugeschrieben wurde.[1] So wird er beispielsweise im Grundriß der Geschichte der Philosophie von F. Ueberweg in der Ausgabe von 1880 als Nachfolger von Schleiermacher, Schopenhauer und Beneke bezeichnet, während er von R. Falkenberg in seiner Geschichte der neueren Philosophie im Kapitel über die Gegner des konservativen Idealismus als Schüler von Schopenhauer und Wagner erwähnt wird. Er gilt dort als ein deutscher Rousseau, der sich in einen Anhänger Voltaires verwandelte, um dann mit dem Zarathustra zu einer mystisch-religiösen Position zurückzukehren.
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Anmerkungen
Krummel, R. F.: Nietzsche und der deutsche Geist. Ausbreitung und Wirkung des Nietzscheschen Werkes im deutschen Sprachraum bis zum Todesjahr des Philosophen. Ein Schrifttumsverzeichnis der Jahre 1867–1900, Berlin-New York 1974; ein zweiter Band, der die Wirkungsgeschichte Nietzsches von 1901 bis 1918 untersucht, erschien ebda, 1983.
Falkenberg, R.: Geschichte der neueren Philosophie von Nikolaus von Kues bis zur Gegenwart, Leipzig 1886.
vgl. Hillebrand, B. (hg.): Nietzsche und die deutsche Literatur, 2 Bde., Tübingen bzw. München 1978.
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vgl. vor allem F. Overbeck »Erinnerungen an F. Nietzsche«, in: Die neue Rundschau, 17 (1906) S. 209–31 und 320–30 sowie J. Kaftan »Aus der Werkstatt des Übermenschen«, in: Deutsche Rundschau, 31 (1905) S. 90–110 und 237–60; ders.: Das Christentum und Nietz- sches Herrenmoral, Berlin 1897. Über Nietzsche und Kaftan vgl. C. P. Janz: Nietzsche. Biographie, Bd. II, München-Wien 1978, S. 17–22.
vgl. Janz, a.a.O., Bd. Ill, S. 122.
Zum positiven Einfluß Nietzsches auf die Theologie vgl. P. Köster »Nietzsche-Kritik und Nietzsche-Rezeption in der Theologie des 20. Jahrhunderts«, in: Nietzsche-Studien, n. 10–11 (1981–82) S. 615–85.
Brandes, G.: »Aristokratischer Radikalismus. Eine Abhandlung über F. Nietzsche«, in: Deutsche Rundschau, 63 (1890) S. 52–99 (Diese Abhandlung war ein Jahr zuvor auf dänisch erschienen.)
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Die Beziehung Nietzsches zur Frühromantik ist besonders eingehend untersucht worden von E. Behler »Die Kunst der Reflexion. Das frühromantische Denken im Hinblick auf Nietzsche«, in: Fs. B. von Wiese, Untersuchungen zur Literatur als Geschichte, Berlin 1973, S. 219–48; ders.: »Nietzsches Auffassung der Ironie«, in: Nietzsche-Studien, 4 (1975) S. 1–35; ders.: »F. Schlegels ›Rede über die Mythologie‹ im Hinblick auf Nietzsche«, in: Nietzsche-Studien, 8 (1979) S. 182–209.
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Zur Frage der Verantwortung Nietzsches für die Entstehung und Entwicklung des Nationalsozialismus vgl. E. Sandvoss: Hitler und Nietzsche, Göttingen 1969.
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zit. nach Blumenberg, a.a.O., S. 95; diese Notiz Nietzsches geht zurück auf das Jahr 1872 und ist Teil der Vorarbeiten zu einer Schrift über den Philosophen.
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Über Nietzsche und die Frankfurter Schule vgl. Röttges, H.: Nietz-sche und die Dialektik der Aufklärung,Berlin-New York 1972; Pütz, P.: »Nietzsche im Lichte der kritischen Theorie«, in: Nietzsche-Studien, 3 (1974) S. 175–91; Maurer, R.: »Nietzsche und die kritische Thenrie« in: Nietzsche-Studien, 10/11 (1981–82) S.34–58.
vgl. etwa Pütz, P.: Nietzsche, Stuttgart, 2. Aufl., 1978, S. 106.
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A. Gide hat dem Denken Nietzsches einen der »Lettres à Angèle« gewidmet in dem Band: Prétextes, Paris 1923, S. 166–82 (zuerst 1903).
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vgl. Djuric, a.a.O., S. 234.
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Vattimo, G. (1992). Rezeptionsgeschichte. In: Nietzsche. Sammlung Metzler. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03969-9_5
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