Zusammenfassung
Rede wirkt auf uns über die Ohren, Schrift wirkt auf uns über die Augen und die Blindenschrift wirkt auf uns über den Tastsinn in den Fingerkuppen. Solche sprachliche Wirkungen sind beileibe nicht alles. Jeden Augenblick unseres Lebens sind wir einer Vielzahl von Sinnesreizen ausgesetzt. Einige davon vergehen völlig unbemerkt — so werden die wenigsten Leser/-innen gerade eben bemerkt haben, was sie über ihren Tastsinn von ihrer unmittelbaren Umgebung mit-bekommen haben —, einige der Sinnesreize werden bemerkt — so werden die meisten Leser/-innen bemerken, daß sie gerade ein Buch vor sich haben. Von den auf uns einwirkenden Sinnesreizen gibt es somit eine gewisse Auswahl der bemerkten Sinnesreize: die wir von nun an Sinneseindrücke nennen. Diese Auswahl ist natürlich ein Segen für uns, ohne sie wären wir zu keiner Zeit in der Lage, uns auf etwas zu konzentrieren. Ganz zu schweigen davon, daß wir alle unter ständigen Kopfschmerzen leiden müßten. Gerichtete Aufmerksamkeit ist zweifellos ein wichtiges Steuerungsmittel für die Auswahl, vgl. Langacker (1983b, 20). Jedoch gibt es auch Sinnesreize, die wir bemerken müssen, ob wir wollen oder nicht. Denken wir etwa an Schmerzempfindungen, die von einer bestimmten Intensität an in jedem Fall die Oberhand gewinnen; ein faszinierendes Sicherheitsventil für unseren Körper.
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Lutzeier, P.R. (1985). Semantik: Konvention des Lebens/Konvention der Sprache?. In: Linguistische Semantik. Sammlung Metzler. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03923-1_1
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Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
Print ISBN: 978-3-476-10219-5
Online ISBN: 978-3-476-03923-1
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