Zusammenfassung
Im März 1977 vermerkt Handkes ›Journal‹ »Das Gewicht der Welt« als Programm: »Die naturalistischen Formen zerdenken, bis sich die didaktischen, zeigenden (Brecht) ergeben; die didaktischen Formen zerdenken, bis sich mythische ergeben (mein Schreiben)« (GW 321). Es ist bisher deutlich geworden, daß sich Handkes Schreiben bereits vor der offenen Form des ›Journals‹, die mitunter den Zustand einer tiefgreifenden Dissoziation verrät, verändert, auch wenn an die Stelle einer einzigen und durchgängigen neuen Schreibweise zunächst unterschiedliche Schreibhaltungen treten, die allesamt Geschichten von der Gefährdung des Ich sind. Dabei zeigen sich vor allem zwei Darstellungsmodelle. Das erste demonstriert die »Stunde der wahren Empfindung«, in der das erzählte Ich Keuschnig durch Destruktion bedroht ist. Während sich die Figur dort immerhin imaginär als Held einer gedachten und unbekannten Geschichte ihrer selbst versichert, werden im Verlauf des Erzählens überdies dessen Voraussetzungen in Frage gestellt. Kausale Handlung wird durch den Zufall als sinnstiftende Kraft, zielgerichtetes Handeln durch Träume und Tagträume, bewußtes Gestalten durch bloßes Abbilden von Wahrnehmungen ersetzt. An jeder Stelle korrespondiert so dem erzählten Sinnverlust eine Eliminierung des erzählbaren Sinns.
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Renner, R.G. (1985). Heimkehr zu den Anfängen des Ich und den Gesetzen der Tradition: die »Tetralogie«. In: Peter Handke. Sammlung Metzler. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03922-4_7
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-03922-4_7
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
Print ISBN: 978-3-476-10218-8
Online ISBN: 978-3-476-03922-4
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