Literarische Selbstbehauptung und Formexperiment: die erzählerischen Anfänge

Zusammenfassung

Seine vehemente Attacke gegen die sogenannte Beschreibungsliteratur beim Treffen der Gruppe 47 in Princeton zog Peter Handke wenig später den Vorwurf einiger Kritiker zu, er selbst wende in seinem ersten Roman das Verfahren bloßer Beschreibung an. In der Tat erweist sich der Text der »Hornissen« als eine Kette minuziöser Detail- und Situationsbeschreibungen, deren sachlicher und inhaltlicher Zusammenhang zunächst nicht zu erkennen ist. Insbesondere die Abschnitte »Der Schlüssel« (HO 117–119) und »Die Liturgie« (HO 97–102) scheinen die Meinung zu bestärken, daß hier lediglich Schilderungen von Außenwirklichkeit erzählt werden. Andererseits wird auch deutlich, daß alle Beschreibungen Anderes, Nichtausgeführtes berühren (HO 45), die Versatzstücke des Erzählens sind »nur Beispiele« (HO 39). Der Abschnitt, der mit »Jedesmal wenn« beginnt, zeigt zudem, wie sich Erinnerungen von ihren Inhalten abzulösen beginnen und auf unbewußte Reaktionen bezogen werden (HO 156). Erst das Ende des Romans bringt dafür eine Auflösung, es bezieht die experimentelle Verschachtelung von Erzählen und Beschreiben auf einen Handlungskern. Die Kapitel »Die Hornissen«, »Die Entstehung der Geschichte« und »Das Aussetzen der Erinnerung« weisen darauf hin, daß es in diesem Text allererst um das Erzählen selbst geht, um jenen »Grenzfall«, in dem »Erfindung und Imagination« zum Gegenstand des Buches werden (Heintz 88).