Zusammenfassung
Im direkten Rückgriff auf die Erinnerungen seiner Zeitgenossen hat die Forschungstradition jahrzehntelang Heyms Biographie mit dem Lebensweg eines jugendlichen Rebellen und frühvollendeten Dichters identifiziert; denn wie anders sollte man jene schillernde Persönlichkeit nennen, die mit vierzehn Jahren den Vers »Im Sterben hab ich meine Heimat gesehn« (I,524) schrieb, siebzehnjährig aus Protest gegen den Schulzwang ein Ruderboot verbrannte, zwei Jahre später in seinem Tagebuch den Satz festhielt: »Gäb’ es nur Krieg, gesund wär ich« (III,89), als Student über die »Idee eines bösen Gottes oder eines bösen Schicksals« (III,136) nachdachte, mit 23 Jahren — 1911 — »Kürassierleutnant« — oder aber »Terrorist« (III,168) werden wollte und in Abscheu gegen Juristerei und Referendariat Gerichtsakten verschwinden ließ? Ohne Rest geht in diesem Bild auch die Schilderung einer vitalen Physiognomie auf, allerdings einer mit dem Stigma der frühen Vollendung gezeichneten. Wo auf solche Weise biographische Fakten kontaminiert werden, gerät ihr Gegenstand zum Genie und zur literarischen Figur und die Darstellungsform — am deutlichsten in der Biographie von Georg Schwarz — zur Erzählung. Was nicht ins stilisierte Dichter-Porträt paßt, hat kaum Bedeutung: Heym absolviert trotz seiner Klagen erfolgreich die Schule; auch das verhaßte Jurastudium bricht er nicht ab. Ordnungsgemäß bittet er um Beurlaubung vom Referendardienst, bevor er sich nach anderer Tätigkeit — durchaus auch för den Staat — umsehen will.
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Literatur
Heym III (vor allem 10f., 49, 71f., 98, 140, 154, 171, 199f., 253); Heym VI (vor allem 11, 39ff., 86f., 91f., 94f., 610f.).
Greulich, 9f; Hohendahl, 80–87; Krispyn I, 6–13; Rölleke II, 354f.; Schneider II, 389ff.; Seelig, 202f.
Georg Schwarz: Georg Heym, Mühlacker 1963.
Heym III (vor allem 6–87); Heym VI (vor allem 358–389, 439–454).
Greulich, 10–17; Hohendahl, 87–90; Krispyn I, 14–24; Majut, 161f.; Schneider II, 390ff.; Seelig, 207–210.
Heym III (vor allem 88–176); Heym VI, 39–43; 50–63; 91f., 95f.).
Greulich, 17–23; Hohendahl, 90ff.; Kohlschmidt II, 38ff.; Krispyn I, 25–37; Lehnen I, 26f.; Lehnen III; Loewenson, 5–18; Martens III, 184f., 199f.; Schneider II, 394–399; Seelig, 210–213; Seiler, 21–30.
Heym VI (vor allem 43–48; 73–85; 87ff.; 390–438).
Greulich, 23–40; Krispyn I, 33ff.; Majut; Martens I, 120–125; Martens II, 39–45; Martens III, 188–199; Loewenson, 60–67; Schneider V; Seelig, 221–229; Recknagel, 82ff.
Roy F. Allan: Literary Life in German Expressionism and the Berlin Circles, Göppingen 1974 (zum »Neuen Club« S. 165–203).
Cläre M. Jung: Bilder meines Lebens, in: NDL 19, 1971, H. 11, S. 114–131 (»Erinnerung an Georg Heym« S. 114 bis 118).
Thomas B. Schumann: Geschichte des ›Neuen Clubs‹ in Berlin als wichtigster Anreger des literarischen Expressionismus. Eine Dokumentation, in: Emuna 9, 1974, S. 55–70.
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Korte, H. (1982). Der Autor. In: Georg Heym. Sammlung Metzler. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03908-8_2
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-03908-8_2
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