Zusammenfassung
Wir haben im vorigen Kapitel erfahren, daß die Wahl zwischen konkurrierenden Paradigmen nach Kuhns Auffassung nicht durch Beweise entschieden werden kann, denn es hängt von dem jeweiligen Paradigma ab, welche Argumente als »Beweis« gelten und zwischen den Anhängern verschiedener Paradigmen muß darüber keineswegs Einmütigkeit bestehen. Wenn wir nun die Beziehungen zwischen verschiedenen Paradigmen näher betrachten, so stoßen wir auf jene Behauptung Kuhns, die unter allen seinen Thesen den wohl heftigsten Widerspruch ausgelöst hat: die These der Inkommensurabilität. Mit ihr ist gemeint, daß verschiedene Paradigmen unvereinbare Systeme der Naturanschauung darstellen und daß es keine Möglichkeit gibt, verschiedene Paradigmen direkt und exakt miteinander zu vergleichen. Nach Kuhn besteht diese Inkommensurabilität auf drei Ebenen (SWR 115–121 und 159–161).
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Bayertz, K. (1981). Das Problem der Inkommensurabilität. In: Wissenschaftstheorie und Paradigmabegriff. Sammlung Metzler. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03907-1_6
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