Exkurs: Hegels Ästhetik und ihre Rezeption

Zusammenfassung

»Übrigens ist es wahr, daß in Hegels Ästhetik Anschauungen und Urteile sich finden, die wahre Gedankenblitze sind, und vielleicht ist dieses der Teil seiner Werke, der am längsten fortdauern wird« (HBZ, Nr. 231). — Dieses Urteil eines Zeitgenossen — 1865 anläßlich der Erinnerung an Hegels intensives Interesse an Musik in Heidelberg gefällt — scheint seine späte Bestätigung in der Feststellung zu erhalten, mit der D. Henrich auf den Stuttgarter Hegeltagen 1970 seine Überlegungen zu Hegels Ästhetik einleitete: »Auf dem Gebiet der Kunstphilosophie ist Hegels Aktualität am wenigsten bestritten« (HST Beih. 11, S. 295). Für dieses bleibende Interesse lassen sich viele Gründe anführen: Die Methode der gedanklichen Durchdringung des immensen Materials, das in den Vorlesungen ausgebreitet wird; der systematische Ansatz, von dem aus Hegel Kunst definiert; die daraus resultierende Lehre vom Vergangenheitscharakter der Kunst, die zwischen nüchternstem Modernitätsbewußtsein und abstrusem Begriffsschematismus zu schillern scheint; schließlich die im Ansatz und Durchführung der Vorlesungen implizierte Aufforderung an Disziplinen wie Kunst-, Literatur- und Musikwissenschaften, sich produktiv mit der hier entfalteten Begrifflichkeit auseinanderzusetzen, d. h. sie nicht nur auf der Ebene allgemeiner Zustimmung oder Ablehnung, sondern auch in der Detailanalyse von Werken oder Epochenzusammenhängen kritisch zu überprüfen.