Zusammenfassung
Ein im Jahre 1960 anläßlich der Veröffentlichung von Masse und Macht aufgenommenes Rundfunkgespräch Canettis mit dem Soziologen René König und dem Sozialpsychologen Alexander Mitscherlich, von dem Leonhard Reinisch in seinem Aufsatz »Elias Canetti und seine Kritiker« berichtet (Nr. IV, 28), scheiterte kläglich. Die beiden Wissenschaftler arbeiteten mit Begriffsdefinitionen, die Canettis Text unangemessen waren, und sie waren sich dabei der alleinigen Berechtigung ihrer eigenen Begrifflichkeit, ihrer Begriffssysteme auf eine Weise sicher, die uns heute anachronistisch anmutet. Reinisch spricht in diesem Zusammenhang von der »strukturalistischen Quintessenz« der Studie Masse und Macht, die er deshalb als »zu früh gekommen« ansieht. Obwohl das problemorientierte Verfahren von Masse und Macht nichts mit Strukturalismus zu tun hat, ist das Argument des Antizipatorischen doch zu bedenken. Masse und Macht, von einem wenig bekannten Schriftsteller in die heutige sehr viel stärker fluktuierende, sicherlich in vielem idiosynkratische, intensiver von intellektuellen Moden abhängige, aggressiver, aber auch offener, neugieriger geführte Diskussion über Wert und Unwert, Stärken, Schwächen, Möglichkeiten und Aufgaben der Humanwissenschaften hinein veröffentlicht, hätte eine ganz andere Wirkung gehabt.
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Rights and permissions
Copyright information
© 1979 Springer-Verlag GmbH Deutschland
About this chapter
Cite this chapter
Barnouw, D. (1979). Aufgaben und Probleme einer Canetti-Forschung. In: Elias Canetti. Sammlung Metzler. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03886-9_5
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-03886-9_5
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
Print ISBN: 978-3-476-10180-8
Online ISBN: 978-3-476-03886-9
eBook Packages: J.B. Metzler Humanities (German Language)