Zeitschriften für ausländische Literatur

Zusammenfassung

»Es ist längst eine erwiesene Sache«, so schreibt J. W. von Archenholtz in seiner »Litteratur und Völkerkunde«, »daß keine Nation so wie die Deutschen sich um andere Völker bekümmert.« (1783, VI, S. 640) Diese im 18. Jh. immer wieder hervorgehobene Weltoffenheit der Deutschen, die dem kosmopolitischen Programm der Aufklärung entsprach, zu der aber alsbald die Klage über mangelnde Nationalgesinnung ebenso stereotyp hinzutrat, hat in weitreichender Weise die literarische Entwicklung Deutschlands bestimmt und dabei, wie wir schon gesehen haben, auch in den literarischen Zeitschriften dieser Epoche mannigfachen Ausdruck gefunden. »Kein Land«, so spezifiziert etwa W. G. Becker die oben zitierte Äußerung von Archenholtz, »beschäftiget sich so sehr mit der Litteratur der Ausländer, als Deutschland.« (Magazin der neuern französischen Litteratur, 1780, I, Vorrede) Und F. J. J. Bertuch leitet mit ähnlichen Überlegungen sein »Magazin der Spanischen und Portugiesischen Literatur« ein: »Wir Teutschen waren von je her, und seitdem unsre Väter die Künste und sanfteren Musen aufnahmen, die Bienen fremder Literaturen. Keine Nation lernte allgemeiner und lieber die Sprache aller andern, und durchsuchte ihre gelehrten Schätze so gern als wir. Nicht einheimische Armuth, nein, Wißbegierde und unser geschäftiger Nationalgeist war die Triebfeder davon.« (1780, I, S. III)