Zusammenfassung
Da ich hier etwas weniges von dem Nutzen der Fabel sagen will, so konnte ich mich des Ansehens der großten Manner bedienen, wenn er nicht aus der Natur der Fabel hinlanglich erkannt werden konnte. Eine gute Fabel nutzt indem sie vergnugt; sie tragt andern die Wahrheit unter glucklich erdachten und wohlgeordneten Bildern vor; daß man aber auf diesen zwar kurzen, doch koniglichen Wege am leichtesten in die Gemuther der Menschen dringen konne, wird niemand leugnen, der das menschliche Herz fleißig untersucht hat. Viele schatzen die Fabel deswegen nicht hoch, weil sich ihr Nutzen nicht auf die Gebildeten, sondern auf die Jugend und den Pobel erstrecket. Aber haben denn diese nicht hauptsachlich Warnungen und Lebensregeln nöthig? Muß man denn allezeit vor Gelehrte schreiben? Verlangt denn das allgemeine Wohl mehr; daß ein jeder Gelehrter in seiner Art eine Menge Bucher habe, durch die er sich bilden und vergnugen kann; als daß auch Ungelehrte Bucher in die Hande bekommen möchten, aus welchen sie gute Sitten und Redlichkeit lernen können. Wenn eine Sache dadurch, daß sie vielen nutzlich ist, ihren Werth bekommt, so werden eben dadurch die Fabeln viel gewinnen, weil sie nicht vor scharfsehende Leute geschrieben werden, deren stets sehr wenig sind.
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Gellert, C.F. (1978). Von dem Nutzen der Fabel (1744) (Auszug). In: Texte zur Theorie der Fabel. Sammlung Metzler. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03875-3_12
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-03875-3_12
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
Print ISBN: 978-3-476-10169-3
Online ISBN: 978-3-476-03875-3
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