Forschungsaufgaben einer zukünftigen Sprichwörterkunde

Zusammenfassung

Die in diesem Büchlein abgehandelten Teilaspekte der Parömiologie haben gezeigt, daß das Feld dieser Wissenschaft uneinheitlich bearbeitet worden ist. Gegenüber den älteren historisch-philologischen, literaturwissenschaftlichen und didaktischen Bemühungen sind heute Gegenwartsaspekte, Fragen der Struktur, Funktion und Psychologie immer mehr in den Vordergrund getreten. Reprints verdienter Sammlungen und Forschungen (Agricola, K. F. W. Wander, F. Seiler, A. Otto, A. Taylor) ersetzen freilich nicht originelle und neuartige Ansätze. Was der gegenwärtigen Sprichwortforschung im deutschen Sprachgebiet vor allem fehlt, ist Feld- und Kontextforschung. Die richtungweisenden Beobachtungen von M. Hain und F. Ohly sollten hier zu weiteren Untersuchungen auch in anderen Landschaften und bei anderen sozialen Gruppen anregen. Wichtig wären dabei vor allem Erhebungen über das Sprichwort im Kontext und seine Funktion in der täglichen Rede. Die Frage ›Was bedeutet eventuell ein und dasselbe Sprichwort in verschiedenen Kontexten?‹ ist noch kaum gestellt, geschweige denn beantwortet worden. Auch was man mitI. Levin ›DemoskopischeParömiologie‹ nennt, hat im deutschen Sprachgebiet noch wenig Nacheiferer gefunden.