Aufgaben und Probleme der Hesse-Forschung

Zusammenfassung

Ungeachtet der erstaunlichen Breite, welche die Hesse-Literatur besonders seit dem Zweiten Weltkrieg angenommen hat, sind — neben zahlreichen Einzelfragen — einige grundlegende Aufgaben weiterhin ungelöst. Zu fördern ist vor allem die weitere Erschließung unveröffentlichter sowie schwer zugänglicher (d. h. in den jüngsten Ausgaben fehlender) Schriften Hermann Hesses, ein Projekt, das Volker Michels (meist in Zusammenarbeit mit Heiner Hesse) in Angriff genommen hat. Die bisher vorgelegten Teile dieses Unternehmens wie die Materialienbände zu den Hauptwerken und der erste Band einer neuen Briefausgabe liefern der Forschung aufschlußreiche neue bio- und bibliographische Fakten. Damit werden die Voraussetzungen für eine wünschenswerte Erweiterung der bisherigen Werkausgaben von 1957 (GS) und 1970 (W) geschaffen. Es gilt andererseits festzuhalten, daß die jüngste Werkausgabe von 1970 zwar neues Material enthält, gleichzeitig aber wichtige Teile der älteren Edition ausläßt. Somit dürfte eine umfassendere, sorgfältig kommentierte Ausgabe als ein dringendes Desideratum der Hesse-Forschung gelten. Zu erstellen wäre dabei ein nach wissenschaftlichen Prinzipien angelegter Apparat, der genaue Entstehungs- und Veröffentlichungsdaten zu den einzelnen Texten ermittelt und wenigstens die zahlreichen Titelvarianten textgleicher (oder geringfügig abweichender) Kurzprosa und Lyrik anzeigt; wenn auch momentan eine historisch-kritische Hesse-Ausgabe des umfänglichen Materials wegen kaum realisierbar scheint.