Zeitschriften der Berliner Spätaufklärung

Zusammenfassung

Das Urteil der deutschen Literaturwissenschaft über die Berliner Spätaufklärung war über lange Jahre hinaus durch eine Fülle von Vorurteilen und durch Unkenntnis bestimmt. Der Berolinismus wurde allein von seinen Gegnern her gesehen; er war gegen Goethe, also unpoetisch, er war gegen Kant, also unkritisch, er war gegen die Romantik, also reaktionär, zumindest in literarischer Hinsicht, er war undeutsch, unreligiös, humorlos, langweilig, seicht, kurzum ausschließlich tauglich, um die jeweils anderen Bewegungen und Strömungen von ihm abzuheben. Schon die zeitliche Dauer dieser Phase der Aufklärung mußte irritieren. Die geistesgeschichtliche Konstruktion,daß der Sturm und Drang die Aufklärung überwinde, sie historisch ablöse, daß auf ihn die Klassik und auf diese wiederum die Romantik folge und sie alle zusammen als »deutsche Bewegung« dem westlichen Rationalismus entgegenständen, findet kaum eine stringentere Widerlegung als durch das zeitliche Überleben dieses Berolinismus bis in das zweite Jahrzehnt des neunzehnten Jahrhunderts. Und selbst dann noch wird es unschwer gelingen, seine Spuren im Jungen Deutschland wieder zu entdecken.