Zusammenfassung
Als Herder sich mit der hebräischen Poesie bef aßte und dabei auch einige altjüdische Rätsel besprach, versuchte er eine Wesensbeschreibung der Rätsel: „… Man siehet wohin ihr Blick gehet? Ähnlichkeiten der Dinge aufzufassen, und sie unter einen moralischen oder künstlerischen Gesichtspunkt zu vereinen. Alle Völker auf den ersten Stufen der Bildung sind Liebhaber von Rätseln … Ihr Witz und Scharfsinn, ihre Bemerkungs- und Dichtungsgabe äussert sich damit über einzelne Gegenstände auf die leichteste Weise …“ (Werke, hrsg. v. Suphan, Bd XII, S. 192). Ein Blick in die Rätsel-Bibliographie von Archer Taylor beweist, daß die „Völker auf den ersten Stufen der Bildung“ das Rätsel kennen und schätzen. Man findet seit Beginn unseres Jahrhunderts in wissenschaftlichen ethnologischen Zeitschriften (z. B. ›Zeitschr. f. Eingeborenen-Sprachen‹, ›Afrikanische Stu-dien‹, ›Anthropos‹, ›Revue d’ethnographie et des traditions po-pulaires‹) größere und kleinere Rätselsammlungen aus den verschiedenen afrikanischen Kulturkreisen; das ›Journal of American Folklore‹ hat eine große Anzahl indianischer und Eskimo-Rätsel zusammengebracht; auch zu den Rätseln ostasiatischer Völker gibt es englische, niederländische und russische Literatur (s. Taylor, FFC 126).
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Literatur
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BdVIII (1911), Stückrath, Maier, Susruta, Blinkiewicz, Beiträge zur Rätselforschung. S. 392–395.
Bd IX (1912), Müller, Luedecke, Schenk u. a., Beiträge zur Rätselforschung. S. 481–489.
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Ingeborg Weber-Kellermann: Über das Volksrätsel, in: Beiträge zur sprachlichen Volksüberlieferung, Festgabe für Ad. Spamer, 1953.
Archer Taylor: A Bibliography of Riddles. (FFC 126.) 1939, S. 148 f.: Rebus.
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Hain, M. (1966). Wesen und Sprachgestalt des Rätsels. In: Rätsel. Sammlung Metzler. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03815-9_10
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