Zusammenfassung
Gutþiuda (Kal.) — so nannte die Nation, von deren „Literatur“ hier berichtet wurde, sich selbst und ihr Land. Dem got. Kompositum entspricht genau altnord. Go?jnó?, das in der Edda „Gotenland“ bedeutet, dort jedoch eine Stelle im Sinnund Stilgefüge der heroischen Poesie innehat. Für die gotischen Kleriker, die ihr Kirchenjahr ordneten, bezeichnete dieser Name den realen Ort, wo Stammesgenossen wegen ihres Glaubens gestorben sind, für die isländischen Hüter der altgerman. dichterischen Hinterlassenschaft dagegen ein sagenhaftes, emphatisch heraufgerufenes Schicksalsland jenseits der geographischen oder historischen Bestimmbarkeit. So vermag uns dieser Name mit seinen gegensätzlichen Kontexten hinzulenken auf das, was man die Geistesgeschichte der Goten nennen möchte, falls es üblich wäre, seelisches Verhalten und religiöse Entscheidungen von Menschen ohne Schulbildung als Geistesgeschichte zu buchen. Die beiden Traditionsstrange, in denen sidi „geistiges“ Leben bei den Goten vollzog und äußerte, sind für immer abgerissen: das arianisch-homöische Christentum ebenso wie die heidnisch-heroische Poesie. Wer sich aber wissenschaftlich mit der Bibelrezeption oder mit der Heldendichtung bei den Germanen beschaftigen will, der muß auch die gotischen Wanderungen im Blick haben.
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Literatur
Mossé, 18–71, 104–120, 367, 472–483.
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Krimgoten
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Stutz, E. (1966). Tradition und Forschung. In: Gotische Literaturdenkmäler. Sammlung Metzler. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03814-2_8
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