Zusammenfassung
Nach den kühnen Hypothesen und Konstruktionen des Expressionismus und der Geistesgeschichte der frühen zwanziger Jahre setzt um 1930 eine deutliche Abkühlung des wissenschaftlichen Klimas ein, die sich mit dem Vordringen der „Neuen Sachlichkeit“ vergleichen läßt. Statt intuitiver „Wesensschau“ macht sich jetzt ein steigendes Interesse an rein stofflichen oder formalen Aspekten bemerkbar. So schreibt Franz Schultz in seinem Streitgespräch »Das Schicksal der deutschen Literaturgeschichte« (1930): „Uns gelten diejenigen Literaturhistoriker heute bereits wieder im gewissen Sinne als überholt, die sich immer noch beeilen, den Anschluß an die ‚Revolution der Wissenschaft‘ zu gewinnen“ (S. 13). Auch Oskar Benda tritt am Schluß seines Büchleins über den »Gegenwärtigen Stand der deutschen Literaturwissenschaft« (1928) für eine energische Abwendung von dem allgemeinen „Gedankenwust“ ein (S. 62). Ähnliche Bedenken gegen eine allzu begriffsfreudige Geistesgeschichte, die in der Literaturwissenschaft nur eine untergeordnete „Handlangerin“ erblickt (S. 1.81), finden sich in Julius Petersens »Wesensbestimmung der deutschen Romantik« (1926). Noch entschiedener äußerten sich jene, deren Anfänge noch im Positivismus lagen.
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Literatur
E. Utitz, Die Überwindung des Expressionismus, 1927.
E. Utitz, Über Grundbegriffe der Kunstwissenschaft, Kantstudien 34, 1929, S. 6–69.
F. Schultz, Das Schicksal der deutschen Literaturgeschichte, 1930.
O. Benda (s. S. 4) S. 59–62; W. Passarge (s. S. 16) S. 90–97; H. Epstein (s. S. 42).
W. Schachner, Das Generationsproblem in der Geistesgeschichte, Diss. Gießen, 1937.
H. Peyre, Les générations littéraires, 1948.
H. P. H. Teesing, Die Magie der Zahlen. Das Generationsprinzip in der vergleichenden Literaturgeschichte, Miscellanea Litteraria, 1959, S. 147–173.
J. K. King, The Generation Theory in German Literary Criticism, Diss. Wisconsin, 1965, masch.
W. Passarge (s. S. 16) S. 82–89; J. Jahn (s. S. 16) S. 135 ff.; M. Wehrli (s. S. 6) S. 139 ff.; R. Wellek/A. Warren (s. S. 20) S. 242 ff.; U. Weisstein (s. S. 20) S. 131–136.
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Hermand, J. (1971). Die methodische Klärung um 1930. In: Literaturwissenschaft und Kunstwissenschaft. Sammlung Metzler. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03812-8_5
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