Zusammenfassung
Unter der Bezeichnung ‘Spielmannsepik’ faßt man heute im allgemeinen eine Gruppe von fünf erzählenden Versgedichten in mittelhochdeutscher Sprache zusammen, deren Originalfassungen sicher oder vermutlich in die zweite Hälfte des 12. Jhs gehören und die weder zur Heldensage noch zur geistlichen oder höfischen Epik gerechnet werden können, obwohl sie stofflich und thematisch mannigfach damit verknüpft sind. Es handelt sich um die Versepen von König Rother, Herzog Ernst, St. Oswald, Orendel, Salman und Morolf. Als gattungsbestimmendes Kriterium gilt meist der Stil der Werke (im weitesten Sinne). Man versteht darunter einen Komplex bevorzugter Motive, typischer Vorgänge und formelhafter Wendungen in der sprachlichen Darstellung, Mischung von Ernst und Scherz, bunte Fülle der Ereignisse, geringe Sorgfalt in Metrik und Reim, alles in allem eine gewisse Unbekümmertheit der Erzählweise, die mehr auf Unterhaltung und Belustigung des Publikums aus ist als auf künstlerische Form. Früher glaubte man daher, die Verfasser der (sämtlich anonymen) Werke in den Reihen der Spielleute suchen zu müssen, deren Lebensweise und Vortragsart man eine solche Darstellungsweise zutrauen konnte.
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Literatur
1. Zum Spielmann
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Fr. Vogt, Leben und Dichten der dt. Spielleute im Mittelalter, 1876.
J. Stosch, Der Hofdienst der Spielleute im dt. Mittelalter, Diss. Berlin 1881.
L. Schönach, Urkundliches über die Spielleute in Tirol, ZfdA 31, 1887, S. 171–185.
O. Beneke, Von unehrlichen Leuten, 21889.
A. Schaer, Die altdt. Fechter und Spielleute. Ein Beitrag zur deutschen Culturgeschichte, Diss. Straßburg 1901.
Th. Hampe, Die fahrenden Leute in der deutschen Vergangenheit, 1902.
Grimm, Deutsches Wörterbuch, Bd X, 1905, Sp. 2406 ff.
A. Mönckeberg, Die Stellung der Spielleute im Mittelalter, Diss. Freiburg 1910 (Teildruck: nur I. Kap.: Spielleute und Kirchen im MA).
H. Brinkmann, Werden und Wesen der Vaganten, Preuß. Jahrbücher 195, 1924, S. 33ff.
Ders., Goliarden, GRM 12, 1924, S. 118–123.
J. Bolte, Fahrende Leute in der Literatur des 15. u. 16. Jhs, Sitzungsber. d. Preuß. Akademie d. Wiss. 1928, S. 625–655.
J. Klapper, Die soziale Stellung des Spielmanns im 13. u. 14. Jh., Ztschr. f. Volkskunde 40, 1930, S. 111–119.
E. Frh. von Künssberg, Swer einen spilman haben wil, der sol in ouch beraten, in: Deutschkundliches. Festschrift für Friedrich Panzer, 1930, S. 61–69.
M. Bechthum, Beweggründe und Bedeutung des Vagantentums in der latein. Kirche des Mittelalters, 1941.
W. Salmen, Der fahrende Musiker im europäischen Mittelalter, 1960 (mit reichen Literaturangaben).
M. Curschmann, Der Münchener Oswald ... S. 147–153; Forschungsbericht S. 635–647.
2. Zur Spielmannsdichtung allgemein a) Literaturgeschichten
A. Koberstein, Grundriß zur Geschichte der deutschen Nationalliteratur, 21830, S. 42 ff.
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K. Bartsch, in: A. Koberstein (wie oben), 6., von K. Bartsch besorgte Auflage, Bd 1, 1884, S. 61 ff., S. 133ff.
H. Kurz, Leitfaden zur Geschichte der deutschen Literatur, 1860, S. 25 ff.
R. Koegel, Geschichte der deutschen Litteratur bis zum Ausgang des Mittelalters, Bd 1, 1894, S. 131 ff.
G. Ehrismann, Geschichte der deutschen Literatur bis zum Ausgang des Mittelalters, 2. Teil. 1. Abschnitt (= 2. Bd), 1922, S. 284ff.; Unveränderter Neudruck 1954.
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H. de Boor, Die deutsche Literatur von Karl dem Großen bis zum Beginn der höfischen Dichtung (770–1170) = Gesch. d. dt. Lit. von den Anfängen bis zur Gegenwart, Bd 1, 61964, S. 250ff.
E. Erb, Geschichte der deutschen Literatur von den Anfängen bis 1160. Bd 1, Halbbd 2. 1964, S. 753–796, Lit. S. 821–826.
b) Abhandlungen
J. Grimm, Über den altdeutschen Meistergesang, 1811.
L. Uhland, Zur Geschichte der Dichtung und Sage, hrsg. von A. Silbermann = Uhlands Werke, 3. Teil, 1908.
W. Scherer, Geschichte der deutschen Dichtung im 11. u. 12. Jh., 1875.
J. Thien, Übereinstimmende und verwandte Motive in den deutschen Spielmannsepen, im Anschluß an ›König Rother‹, Programm Hamburg 1882.
P. Piper, Die Spielmannsdichtung I: Die reine Spielmannsdichtung, (1887) = Kürschners Dt. Nationalliteratur, Bd 2.
E. H. Meyer, Quellenstudien zur mhd. Spielmannsdichtung, ZfdA 37, 1893, S. 321–356.
H. Tardel, Untersuchungen zur mhd. Spielmannspoesie, Diss. Rostock 1894.
W. Vogt, Die Wortwiederholung. Ein Stilmittel im Ortnit und Wolfdietrich A und in den mhd. Spielmannsepen Orendel, Oswald und Salman und Morolf., Diss. Breslau 1902 (Teildruck).
L. Wolf, Der groteske und hyperbolische Stil des mhd. Volksepos, 1903.
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H. Naumann, Versuch einer Einschränkung des romantischen Begriffs Spielmannsdichtung. DVjs. 2, 1924, 777–794.
H. Steinger, Fahrende Dichter im deutschen Mittelalter, DVjs. 8, 1930, S. 61 ff.; mit Nachwort von H.Naumann.
K. zur Nieden, Über die Verfasser der mhd. Heldenepen, Diss. Bonn 1930.
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M. Braun und Th. Frings, Heldenlied, Beitr. 59, 1935, S. 289–313.
Fr. Panzer, Die nationale Epik Deutschlands und Frankreichs in ihrem geschichtlichen Zusammenhang, ZfdtBildung 14, 1938, S. 249–265.
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Th. Frings und M. Braun, Brautwerbung, 1. Teil, 1947.
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c) Zu Einzelproblemen der Spielmannsepik
L. Beer, Zur Hildesage, Beitr. 14, 1889, S. 522–572.
T. Zielinski, Die Behandlung gleichzeitiger Ereignisse im alten Epos, Philologus, Suppl.-Bd 8, 3, 1900.
Fr. Panzer, Erzbischof Albero von Trier und die deutschen Spielmannsepen, 1902, S. 303–322.
R. Ritter, Die Einleitungen der althochdeutschen Epen, Diss. Bonn 1908.
W. Freitag, Die epische Formel in der frühmhd. Dichtung, Diss. Marburg 1923.
Lina Kirchenbauer, Raumvorstellungen in frühmhd. Epik, Diss. Heidelberg 1931.
Lucie Sandrock, Das Herrscherideal in der erzählenden Dichtung des deutschen Mittelalters, Diss. Münster 1931.
S. Stein, Die Ungläubigen in der mhd. Literatur von 1050–1250, Diss. Heidelberg 1933.
W. Schmitz, Traum und Vision in der erzählenden Dichtung des deutschen Mittelalters, 1934.
Hilde Vogt, Die literarische Personenschilderung des frühen Mittelalters, Diss. Leipzig 1934 (auch: Beitr. z. Kulturgesch. d. Mittelalters u. d. Renaissance. 53).
G. Schmid, Christlicher Gehalt und germanisches Ethos in der vorhöfischen Geistlichendichtung, 1937.
E. Klassen, Geschichts- und Reichsbetrachtung in der Epik des 12. Jhs, Diss. Bonn 1938.
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W. Matz, Der Vorgang im Epos, 1947.
Anne-Marie Kray, Der Glaubenskrieg und seine Darstellung in den Kreuzzugsepen des Mittelalters, Diss. Freiburg 1950.
D. Haacke, Weltfeindliche Strömungen und die Heidenfrage in der deutschen Literatur von 1170–1230, Diss. Berlin 1951.
G. Zimmermann, Die Darstellung der Zeit in der mhd. Epik im Zeitraum von 1150–1220. Diss. Kiel 1951 (Masch.).
D. Haack, Geschichtsauffassungen in deutschen Epen des 12. Jhs, Diss. Heidelberg 1953 (Masch.).
E. Auerbach, Typologische Motive in der ma. Literatur, 1953.
W. Thoss, Untersuchungen zum Stil der Spielmannsdichtung, Diss. München 1954 (Masch.).
Ingeborg Schwendenwein, Das Historische in der vorhöfisch-spiel-männischen Geistlichendichtung, Diss. Wien 1953/55 (Masch.).
Ingeborg Benath, Vergleichende Studien zu den Spielmannsepen ›König Rother‹, ›Orendel‹ und ›Salman und Morolf‹, in: Beitr. (Halle) 84, 1962, S. 312–372; 85, 1963, S. 374–416 (Kurzfassung von Kap. A der Diss. Leipzig 1962).
H. J. Bayer, Untersuchungen zum Sprachstil weltlicher Epen des deutschen Früh- und Hochmittelalters, 1962.
J. Bumke, Studien zum RitterbegrifF im 12. und 13. Jh. 1964.
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Schröder, W.J. (1967). Einführung. In: Spielmannsepik. Sammlung Metzler. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03806-7_1
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