Schichtende

Zusammenfassung

Am 6. Dezember 1983 brach Franz Fühmann die Arbeit an einem Manuskript ab, das sein opus magnum hätte werden sollen. In einem Brief an seine Lektorin hatte er knapp ein Jahr zuvor die Dimension des Projekts »in der Nähe von Ulysses«¹ angesiedelt. Nun fügte er dem Titel des Konvoluts einen Untertitel hinzu, der das Abbrechen besiegelte: »Im Berg. Bericht eines Scheiterns«. Der Untertitel nahm den zentralen Begriff des Testaments auf, das der Schriftsteller am 26. Juli 1983 handschriftlich verfaßt hatte. »Ich habe grausame Schmerzen. Der bitterste ist der, gescheitert zu sein: in der Literatur und in der Hoffnung auf eine Gesellschaft, wie wir sie alle einmal erträumten.«² Franz Fühmann starb am 8. Juli 1984. Das Fragment wurde posthum veröffentlicht, die umfangreichen Vorarbeiten und Materialsammlungen befinden sich im Nachlaß.³ Aus den Umrissen wird deutlich, was hier geplant war: die Darstellung der DDR aus dem Geist der literarischen Romantik, die Verwandlung der Kali- und Kupferschächte im VEB Mansfeld Kombinat zum Bergwerk der Seele, zur Höhle der Wahrheit über das ›Oben‹ und ›Unten‹ im sächsisch-preußischen Sozialismus, zum Stollen der Geschichte, der hinunterreicht bis in die Zeiten eines noch nicht vergangenen Feudalismus.