Zusammenfassung
Das erste Funkkolleg Literatur von 1976 wollte insbesondere auch »spezifische Verfahrensweisen der Textanalyse« vermitteln.1 Dieses Ziel hat nichts an Aktualität eingebüßt. Selbst viele Studierende der Literaturwissenschaften tun sich schwer, poetische Texte zu analysieren. Ein Grund für diese Schwierigkeit besteht darin, daß ihnen eine geeignete Begriffssprache fehlt, um die Vielfalt und Vieldeutigkeit literarischer Textaussagen zu erschließen. Zur Verdeutlichung dieses Problems sei als Beispiel eines literarischen Textes die erste Strophe aus Paul Gerhardts bekanntem Kirchenlied Nun ruhen alle Wälder zitiert:
Nun ruhen alle Wälder /
Vieh / Menschen / Städt und Felder /
Es schiäfft die gantze Welt:
Ihr aber meine Sinnen
Auf / auf ihr solt beginnen
Was eurem Schöpffer wol gefällt.2
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Notizen
Brackert, Helmut, Lämmert, Eberhard, Stückrath, Jörn, Editorial, in: Funkkolleg Literatur. Studienbegleitbrief 0, Weinheim/Basel 1976, S. 6.
Gerhardt, Paul: Geistliche Andachten, hg. v. F. Kemp, Bern/München 1975, S. 102.
Eine Analyse der vielfältigen Antithesen und Analogien des Gedichts liefert Rainer Hillenbrand, Paul Gerhardts deutsche Gedichte, Frankfurt a. M. 1991, S. 88–90.
Schiller, Friedrich: Werke, hg. v. J. Petersen, Bd. 1, Weimar 1943, S. 74 ff.
Zum Problem der Inhaltsangabe vgl.: Teun A. Dijk, Textwissenschaft. Eine interdisziplinäre Einführung, München 1978.
Stierle, Karlheinz: Die Struktur narrativer Texte. Am Beispiel von J. P. Hebels Kalendergeschichte »Unverhofftes Wiedersehen«, in: Helmut Brackert, Eberhard Lämmert (Hg.), Funk-Kolleg Literatur, Bd. 1, Frankfurt a. M. 1977, S. 220.
Danto, Arthur C.: Analytische Philosophie der Geschichte, Frankfurt a. M. 1965, S. 321–323.
Vgl. Eberhard Lämmert, Eichendorffs Wandel unter den Deutschen, in: Hans Steffen (Hg.), Die deutsche Romantik. Poetik, Formen und Motive, Göttingen 1967, S. 219–221.
Heyse, Paul: Gedichte, Berlin 1889, S. 358–359.
Franz Kafka, Sämtliche Erzählungen, Frankfurt a. M. 1970, S. 358;
Ernst Jandl, Gesammelte Werke, hg. v. K. Siblewski, Bd. 1, Frankfurt am Main 1990, S. 221;
Horst Hussel, Abendglühn, München 1986.
Todorov, Tzvetan: Die strukturelle Analyse der Erzählung, in: Jens Ihwe (Hg.), Literaturwissenschaft und Linguistik, Bd. 3, Frankfurt a. M. 1972, S. 269.
Lämmert, Eberhard: Bauformen des Erzählens, Stuttgart 1955, S. 18.
Pfister, Manfred: Das Drama. Theorie und Analyse, München 1984, S. 240–241.
Die modal, temporal und situativ dimensionierte Begrifflichkeit zur Analyse von literarischen Aussagen weist notwendigerweise enge Anschlußmöglichkeiten an Forschungsrichtungen auf, die dazu beitragen können, sie weiter auszubauen und ihre Möglichkeiten und Grenzen zu bestimmen: Linguistik und Grammatik (Peter Eisenberg, Grundriß der deutschen Grammatik, Stuttgart 1986, S. 111 ff. u. a.), Philosophie der Zeiterfahrung (Augustinus, Husserl u. a.), Geschichtstheorie (Paul Ricoeur, Zeit und Erzählung, 3 Bde., München 1988–1991;
Reinhart Koselleck, Vergangene Zukunft. Zur Semantik geschichtlicher Zeiten, Frankfurt a. M. 1989, mit der wichtigen Unterscheidung zwischen Erwartungs- und Erfahrungsraum), Literaturtheorie (Käte Hamburger, Die Logik der Dichtung, Stuttgart 1968; Harald Weinrich, Tempus — Besprochene und erzählte Welt, Stuttgart 1971 u. a.).
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Stückrath, J. (1999). Anregungen zur Analyse literarischer Texte. In: Menninghaus, W., Scherpe, K.R. (eds) Literaturwissenschaft und politische Kultur. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03797-8_26
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-03797-8_26
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
Print ISBN: 978-3-476-01734-5
Online ISBN: 978-3-476-03797-8
eBook Packages: J.B. Metzler Humanities (German Language)