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Zusammenfassung

Sobald sie erklingt, hat jede Musik eine politische Dimension; mal mehr, mal weniger explizit und folgenreich. Eine Binsenwahrheit, von der Bachs Kompositionen nicht ausgenommen sind. Im frühen 19. Jahrhundert wurden sie Studienobjekte zum gemeinschaftlichen Musizieren für ein ebenso bildungsbeflissenes wie patriotisches Bürgertum (was Johann Nikolaus Forkel in seiner Bach-Biographie von 1802 geschickt zu bedienen wusste). Ein Jahrhundert später vermischte sich völkische Vereinnahmung des „nordischen“ Bach mit totalitärer nationalsozialistischer Ideologie. Politische Anbiederung und vorauseilender Gehorsam ermöglichten es Musikern immer wieder, mit den von ihnen geschätzten Werken im Rahmen offiziöser Veranstaltungen auftreten zu können. In diesem Sinne mag man die angepasste Diktion Hans Joachim Mosers deuten, mit der er den Einsatz der Werke des „Dennoch-Rufers der deutschen Seele“ in Feierstunden propagierte.54 Offiziell institutionalisiert in den totalitären Staat wurde der als musikalischer Erbe Bachs gepriesene Thomanerchor 1937, indem er in die Hitlerjugend überführt wurde und von nun an in der Uniform der Pimpfe auftrat.55

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Notizen

  1. Zit. n. Fred K. Prieberg: Musik im NS-Staat. Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch Verlag 1982, S. 350–351.

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  2. Josef Wulf: Musik im Dritten Reich. Eine Dokumentation. Frankfurt am Main, Berlin: Ullstein 1989, S. 166.

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  3. Georg Friedrich Händel: Der Feldherr. Freiheitsoratorium in der Einrichtung von Hermann Stephani. Klavierauszug. [Marburg-Lahn: Hermann Stephani o. J.]. Vorbemerkung datiert „im Frühjahr 1939“.

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Elste, M. (2000). Die politische Dimension in Bachs Musik. In: Meilensteine der Bach-Interpretation 1750–2000. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03792-3_6

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-03792-3_6

  • Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart

  • Print ISBN: 978-3-476-01714-7

  • Online ISBN: 978-3-476-03792-3

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