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Zusammenfassung

Jean Philippe Rameau galt schon seinen Zeitgenossen als Schöpfer des ersten in sich geschlossenen Harmoniesystems, und an dieser Einschätzung hat sich bis heute wenig geändert, so unterschiedlich Anhänger und Gegner seine Theorie auch bewerten mochten. Hugo Riemann nennt ihn den „Begründer der eigentlichen Harmonielehre, das heißt der Lehre von der Verwandtschaft der Klänge und ihrer naturgemäßen Verbindung“. Manche Elemente des Rameauschen Systems sind in der Tat jedem Musiker zur Selbstverständlichkeit geworden: die Lehre von der Umkehrbarkeit (renversement) der Akkorde, die Terzschichtung als Prinzip des Akkordaufbaus und der „Rameausche Quintsextakkord“ auf der Subdominante, ein Begriff, der gleichfalls von Rameau geprägt wurde. Weniger vertraut als diese Elemente, für deren Entwicklung Rameau teilweise auf Vorarbeiten anderer zurückgreifen konnte, ist dem heutigen Musiker Rameaus ureigenste Erfindung der „basse fondamentale“, jener Richtschnur harmonischer Progression, die gleichwohl in mancherlei Abwandlungen bis ins 20. Jahrhundert aktuell geblieben ist (zum Beispiel in Hindemiths „Stufengang“). Rameaus eigene Handhabung dieser teils real erklingenden, teils fiktiven Folge von Fundamenttönen birgt Komplikationen, denen seine Nachfolger oder Nachahmer — von Friedrich Wilhelm Marpurg über Simon Sechter bis zu Paul Hindemith — zu entgehen trachteten.

Der Beitrag wird — mit Ausnahme einer einzigen Fußnote — in derselben Form publiziert, in der er im Rahmen der Bach-Tage 1983 vorgetragen wurde. Der Verzicht auf weitere Anmerkungen trägt nicht zuletzt der Tatsache Rechnung, daß die Rameau-Forschung in den vergangenen 16 Jahren gerade auch hinsichtlich des hier erörterten Fragenkomplexes eine Fülle weiterführender Erkenntnisse gebracht hat. Erwähnt seien hier lediglich die Arbeiten von Fritz Reckow (in: Festschrift Eggebrecht), Peter Gülke und das grundlegende Buch von Thomas Christensen (Cambridge 1993).

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Günther Wagner

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© 1999 Springer-Verlag GmbH Deutschland

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Cahn, P. (1999). Rameaus Theorie als Quelle Musikalischer Ausdruckslehre. In: Wagner, G. (eds) Jahrbuch des Staatlichen Instituts für Musikforschung Preußischer Kulturbesitz. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03789-3_5

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-03789-3_5

  • Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart

  • Print ISBN: 978-3-476-01711-6

  • Online ISBN: 978-3-476-03789-3

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