Die Schatulle Friedrichs II. von Preussen und die Hofmusik (Teil 1)

Zusammenfassung

Was nach landläufiger Vorstellung die Hofmusik unter Friedrich II. ausmacht, nämlich die Abendmusik in Schloß Sanssouci und die große Oper in Berlin, sind in Wirklichkeit nur Aspekte einer facettenreichen höfischen Musikkultur in Preußen. Diese Musikkultur wurde nicht allein durch den König, sondern auch durch die Nebenhofhaltungen innerhalb der königlichen Familie geprägt. Die Pluralität der preußischen Hofmusik war eine Folge des gewollten Verzichts Friedrichs IL auf ein höfisch-dynastisches Zentrum. So wenig aber über das Musikleben an den kleinen Höfen der Geschwister, der getrennt von ihm lebenden regierenden Königin Elisabeth Christine sowie seiner Mutter, der verwitweten Königin Sophia Dorothea bekannt ist¹, muß doch festgehalten werden, daß auch das derzeitige Wissen über die vom König geschaffenen Institutionen der Hofmusik lückenhaft ist, weniger vielleicht bei der großen Oper, um so mehr aber bezüglich der Opera buffa in Potsdam oder des Hofballetts. Und ist nicht auch die Vorstellung von dem, was sich des Abends in Sanssouci zutrug, mehr von dem Gemälde Adolf Menzels und den Anekdoten Johann Friedrich Reichardts als von gesicherten Kenntnissen bestimmt?²