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»… ICH Will Keine Andre Ehre mehr, als deine Schande …«

Zu Ehre, Duell und Geschlechterdifferenz in Kleists Erzählungen

  • Chapter
Kleist-Jahrbuch 1999

Part of the book series: Kleist-Jahrbuch ((KLJA))

  • 176 Accesses

Zusammenfassung

Letzte Worte führen ein eigenartiges Leben. »Mehr Licht« (Goethe), »Aber die Bauern, wie sterben die Bauern?« (Tolstoi), »Rosebud« (Citizen Kane) — letzte Worte, unsterbliche Rätsel.

Wo wären denn die Helden,

die nicht vor dem Tode noch sprächen?

Roland Bartbes

Nicht so viel Ehr in Theben, und mehr Ruhe.

Amphitryon I,5

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Notizen

  1. Vgl. zum Thema der letzten Worte: Karl S. Guthke, »Gipsabgüsse von Leichenmasken«? Goethe und der Kult des letzten Worts. In: Jahrbuch der Deutschen Schillergesellschaft 35 (1991), S. 73–95,

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  2. sowie: Ders., Letzte Worte. Variationen über ein Thema der Kulturgeschichte des Westens, München 1990.

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  3. Vgl. die Darstellung bei Dirk Grathoff, Die Zeichen der Marquise. Das Schweigen, die Sprache und die Schriften. Drei Annäherungsversuche an eine komplexe Textstruktur. In: Ders. (Hg.), Heinrich von Kleist. Studien zu Werk und Wirkung, Opladen 1988, S. 204–299.

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  4. Judith Butler, Excitable Speech. A Politics of the Performative, New York 1997; dt. Übersetzung: Haß spricht. Zur Politik des Performativen, Berlin 1998.

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  5. Georg Wilhelm Friedrich Hegel, Vorlesungen über die Ästhetik IL In: Ders., Werke, Bd. 14, hg. von Eva Moldenhauer und Karl Markus Michel, Frankfurt a.M. 1992, S. 180.

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  6. Gotthold Ephraim Lessing, Minna von Barnhelm oder Das Soldatenglück. In: Ders., Werke, hg. von Herbert G. Göpfert u.a., 8 Bde., München 1970, Bd. 1, S. 605–704, hier S. 680.

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  7. Vgl. Axel Honneth, Die verletzte Ehre — zur Alltagsform moralischer Erfahrungen. In: Literaturmagazin 16 (1985), S. 84–89.

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  8. Pierre Bourdieu, Entwurf einer Theorie der Praxis auf der ethnologischen Grundlage der kabylischen Gesellschaft, Frankfurt a.M. 1976, S. 43.

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  9. Vgl. besonders die Arbeiten von Christoph Fürbringer, Metamorphosen der Ehre. Duell und Ehrenrettung im Jahrhundert des Bürgers. In: Armut, Liebe, Ehre. Studien zur historischen Kulturforschung, hg. von Richard van Dülmen, Frankfurt a.M. 1988, S. 186–224 und 291–298.

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  10. — Ute Frevert, Ehrenmänner. Das Duell in der bürgerlichen Gesellschaft, München 1991.

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  11. — Dies., Weibliche Ehre, männliche Ehre. Das kulturelle Kapital der Geschlechter in der Moderne. In: Dies., »Mann und Weib, und Weib und Mann«. Geschlechter-Differenzen in der Moderne, München 1995, S. 166–222.

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  12. Vgl. Max Weber, Wirtschaft und Gesellschaft, 5. rev. Aufl., Tübingen 1976, besonders S. 534 ff.

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  13. Man kann hier, nur am Rand, auch an andere soziologische Konzeptionen wie die von Georg Simmel und Norbert Elias erinnern. Vgl. Georg Simmel, Gesamtausgabe, Bd. 11: Soziologie. Untersuchungen über die Formen der Vergesellschaftung, hg. von Otthein Rammstedt, Frankfurt a.M. 1992, vor allem S. 599f. sowie Norbert Elias, Studien über die Deutschen. Machtkämpfe und Habitusentwicklung im 19. und 20. Jhd., hg. von Michael Schröter, 3. Aufl., Frankfurt a.M. 1989, 3. Aufl. 1990, insbesondere S. 61–158. Vgl. zur neueren soziologischen Forschung auch: Ehre. Archaische Momente in der Moderne, hg. von Ludgera Vogt und Arnold Zingerle, Frankfurt a.M. 1994.

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  14. Vgl. Renate Hof, Die Entwicklung der ›Gender Studies‹. In: Genus. Zur Geschlechterdifferenz in den Kulturwissenschaften, hg. von Hadumod Bußmann und Renate Hof, Stuttgart 1995, S. 2–33.

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  15. In diese Richtung gehen auch die Arbeiten von Martin Dinges, der nicht mehr die ›Vorstellungen‹, sondern die Verhandlungsformen von Ehre — die ›Ehrenhändel‹ und ihre Struktur — in den Mittelpunkt der Untersuchung stellt, wenngleich er mit dem wissenssoziologischen Konzept der ›kommunikativen Gattung‹ die korporale Dimension der Performativität sogleich wieder an den Rand drängt. Vgl. Martin Dinges, Der Maurermeister und der Finanzrichter. Ehre, Geld und soziale Kontrolle im Paris des 18. Jahrhunderts, Göttingen 1994 (Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte; 105).

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  16. Vgl. Mary Douglas, Natural Symbols. Explorations in Cosmology, London 1970/1973, dt. Übersetzung: Ritual, Tabu und Körpersymbolik. Sozialanthropologische Studien in Industriegesellschaft und Stammeskultur, Frankfurt a.M. 1986, hier besonders S. 99 ff.

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  17. — Ders., Sozialer Sinn. Kritik der theoretischen Vernunft, Frankfurt a.M. 1987.

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  18. — Zuletzt ders., Praktische Vernunft. Zur Theorie des Handelns (1994), Frankfurt a.M. 1998.

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  19. Vgl. zur gender-Dimension dieses Ansatzes auch Pierre Bourdieu, Die männliche Herrschaft. In: Ein alltägliches Spiel. Geschlechterkonstruktion in der sozialen Praxis, hg. von Irene Dölling und Beate Krais, Frankfurt a.M. 1997, S. 153–217.

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  20. Matthias Waltz, Ordnung der Namen. Die Entstehung der Moderne: Rousseau, Proust, Sartre, Frankfurt a.M. 1993, S. 13.

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  21. Vgl. nur den berühmten Brief an Ulrike vom Oktober 1803 (SW7 II, 735 f.) und dagegen den vorletzten an Marie vom 10. November 1811 (SW7 II, 883 f.).

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  22. sowie Harald Weinrich, Mythologie der Ehre, in: Terror und Spiel, hg. von Manfred Fuhrmann, München 1971 (Poetik und Hermeneutik; IV), S. 341–356.

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  23. Zu den hier verwendeten Begriffen von Inszenierung und Fiktion vgl. Wolfgang Iser, Das Fiktive und das Imaginäre. Perspektiven literarischer Anthropologie, Frankfurt a.M. 1993.

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  24. Vgl. z.B. Jochen Schmidt, ›Die Marquise von O…‹. In: Interpretationen. Kleists Erzählungen, hg. von Walter Hinderer, Stuttgart 1998, S. 67–84, hier S. 68. Auf die explizite Auseinandersetzung mit der Forschung (vor allem der älteren) muß in diesem Rahmen leider verzichtet werden; vgl. neben einzelnen folgenden Verweisen das Kleist-Kapitel meiner im kommenden Jahr erscheinenden Studie: Das ungeschriebene Gesetz. Ehre und Geschlechterdifferenz in der deutschen Literatur um 1800.

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  25. Gerade deren Inszenierung ist für die Bewahrheitungsaporien bei Kleist offenbar zentral; vgl. Gerhard Neumann, Das Stocken der Sprache und das Straucheln des Körpers. Umrisse von Kleists kultureller Anthropologie. In: Ders. (Hg.), Heinrich von Kleist. Kriegsfall — Rechtsfall — Sündenfall, Freiburg i.Br. 1994 (Rombach Litterae; 20), S. 13–29.

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  26. Vgl. Michel Foucault, Der Gebrauch der Lüste. Sexualität und Wahrheit, Bd. 2, Frankfurt a.M. 1989, besonders S. 12 f.

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  27. Vgl. LS 370: »[…] die Mutter [der Marquise], als sie sich von der Unschuld der Tochter völlig überzeugt und die Ungerechtigkeit ihres harten Verfahrens gegen sie eingesehen, hat völlig recht, wenn sie in die Worte ausbricht: ich will keine andere Ehre mehr als deine Schande.‹« Quelle: Zeitung f. d. eleg. Welt, 24. Nov. 1810.

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  28. Vgl. zur Forschung nur Bernd Fischer, Der Ernst des Scheins in der Prosa Heinrich von Kleists: Am Beispiel des »Zweikampf«. In: Zeitschrift für deutsche Philologie 105 (1986), S. 213–234. Zuletzt Gerhard Neumann, ›Der Zweikampf‹ Kleists »einrückendes« Erzählen. In: Interpretationen. Kleists Erzählungen (wie Anm. 22), S. 216–244.

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  29. — Jan-Dirk Müller, Kleists Mittelalter-Phantasma. Zur Erzählung »Der Zweikampf«. In: KJb 1998, S. 3–20.

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  30. — Irmela Marei Krüger-Fürhoff, Den verwundeten Körper lesen. Zur Hermeneutik physischer und ästhetischer Grenzverletzungen im Kontext von Kleists »Zweikampf«. In: KJb 1998, S. 21–36.

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  31. Auf die Assonanz der Beinamen hat zuerst Roland Reuß hingewiesen (»Mit gebrochenen Worten«. Zu Kleists Erzählung »Der Zweikampf«. In: Brandenburger Kleist-Blätter 7, Basel und Frankfurt a.M. [1994], S. 3–41); er verweist ferner auf die weitere Parallele zu Fischen (Forelle und der Fisch »Rothbart«; vgl. dort Fußnoten 21 und 126).

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  32. Vgl. hierzu Bernd Fischer, Ironische Metaphysik. Die Erzählungen Heinrich von Kleists, München 1988, S. 125.

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  33. Vgl. Gerhard Neumann, Ritualisierte Kontingenz. Das paradoxe Argument des ›Duells‹ im ›Feld der Ehre‹ von Casanovas ›I1 duello‹ (1780) über Kleists ›Zweikampf‹ (1811) bis zu Arthur Schnitzlers Novelle ›Casanovas Heimfahrt‹ (1918). In: Kontingenz, hg. von Gerhart von Graevenitz und Odo Marquard, München 1998 (Poetik und Hermeneutik; XVII), S. 343–372.

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  34. Peter Utz, »Ehrenwort« und Ehrenwörter: Perspektiven literarischer Diskurskritik an Beispielen von Lessing, Schiller, Kleist und Brentano. In: Jahrbuch Deutsch als Fremdsprache 16 (1990), S. 13–31, hier S. 24.

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  35. Michail M. Bachtin, Die Ästhetik des Wortes, hg. von Rainer Grübel, Frankfurt a.M. 1997, S. 357.

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Ott, M. (2000). »… ICH Will Keine Andre Ehre mehr, als deine Schande …«. In: Blamberger, G. (eds) Kleist-Jahrbuch 1999. Kleist-Jahrbuch. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03787-9_11

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