Zusammenfassung
In Xenophons Schrift Oikonomikos (»Hauswirtschaftslehre«) erklärt der Athener Ischomachos seiner jungen Frau, dass Frauen für Arbeiten im Haus, Männer für jene außerhalb des Hauses, auf dem Feld und in der Schlacht, zuständig seien; »der Gott« hätte den Geschlechtern die jeweils für diese Tätigkeiten geeignete physis (lat. natura) gegeben (Xenophon oik. 7,22–25; vgl. Q 111). Zu den Arbeiten im Haus gehört die Vorratshaltung, die Nahrungsbereitung, die Textilarbeit und die Sorge für die Kranken. Generationen von Historikern haben diese Bemerkung des attischen Feldherrn aus dem 4. Jh. v. Chr. als realistische Beschreibung des Arbeitsalltags von Männern und Frauen gelesen,1 zumal sie Xenophons Betonung der je verschiedenen physis der Geschlechter mit der modernen Vorstellung einer biologischen Geschlechterdifferenz gleichsetzten. Jedoch meint physis keineswegs die gegebene biologische Natur, wie dies die Übersetzungen in der Regel suggerieren, sondern zunächst nichts anderes als die althergebrachte Konvention, nach der Mann und Frau sich verhalten. Diese Konvention steht im Gegensatz zum Bereich des nómos, d. h. der Regeln und Gebräuche, die immer wieder neu errichtet und verhandelt werden.2
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Literatur
Grundlegende Literatur
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Blümner, Technologie und Terminologie der Gewerbe 1912 [Standwerk zu Technik des Spinnens und Webens in der Antike]
Foxhall, Women’s Ritual 1995 [zu weiblichen Agrarriten]
Murnagham, How a Woman 1988 [zur geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung bei Xenophon]
Pekridou-Gorecki, Mode 1989 [Überblicksstudie zur antiken Kleidung]
Schaps, Economic Rights of Women 1979 [zu Besitzrechten von Frauen]
Scheidel, Feldarbeit 1990
Ders., Frau und Landarbeit 1992 [Quellenübersicht zur Landarbeit von Frauen in der Antike]
Wagner-Hasel, The Graces and Colour-Weaving (im Druck) [zur Arbeitsgeselligkeit].
Weiterführende Literatur
Sheila Murnagham, How a Woman Can Be More Like a Man 1988, 8–22
Karakasi, Die prachtvolle Erscheinung der Phrasikleia 1997 [Zur Rekonstruktion der Musterung weiblicher Kleidung]
Koch-Harnack, Erotische Symbole 1989 [zur Symbolik des gemeinsamen Mantels]
Llewellyn-Jones/Powell (Hrsg), Women’s Dress (im Druck)
Scheid/Svenbro, Le métier de Zeus 1994 [zur Webmetaphorik]
Vickers, Images on Textiles 1999 [zu Gewebefunden]
Wright, Women’s Labor 1991 [zur geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung in der Vorgeschichte]
Wagner-Hasel, Stoff der Gaben 2000 [zur Symbolik von Geweben].
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Wagner-Hasel, B. (2000). Arbeit und Kommunikation. In: Späth, T., Wagner-Hasel, B. (eds) Frauenwelten in der Antike. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03779-4_20
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Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
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