Zusammenfassung
Ich habe nichts abgeschworen, nicht einmal meine alten Heidengötter, von denen ich mich zwar abgewendet, aber scheidend in Liebe und Freundschaft (3/1, 180f.). Der berühmte Satz aus dem Nachwort zum Romanzero fehlt in kaum einer wissenschaftlichen Darstellung zum späten Heine. Indes: Mag es noch gelingen, zwischen diesem Satz und den Gedichten des Romanzero eine partielle Korrespondenz herzustellen, das behauptete Abwenden von den alten Heidengöttern an poetischen Texten zu illustrieren, so mißlänge ein entsprechender Versuch vollständig, sofern man ihn mit den Gedichten von 1853/54 vornähme. Denn die weltanschauliche Dimension des Gedichtzyklus wie die der Vermischten Schriften insgesamt ist mit der Kritik an den Grundfesten eines biblisch orientierten Religionsverständnisses, die oben umrissen wurde, bei weitem nicht erschöpft — kommt doch Heines Gegenposition zum Biblischen in dem Gedichtzyklus gleichfalls zu Wort. Oder anders gesagt: Heine setzt den mehrfach vorgetragenen biblisch-religiösen Prämissen andere entgegen — und zwar gerade solche, die das Scheiden von den alten Heidengöttern durch die poetische Praxis nachhaltig dementieren. — Das zentrale Stichwort fallt im dritten der Lazarus-Gedichte (Wie langsam kriechet sie dahin):
Es mögen wohl Gespenster seyn, Altheidnisch göttlichen Gelichters […].
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Pistiak, A. (1999). Unbequemer neuer Glauben! „Altheidnisches“ im Gedicht. In: »Ich will das rote Sefchen küssen«. Heine-Studien. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03777-0_8
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-03777-0_8
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
Print ISBN: 978-3-476-01675-1
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