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Das bedrohliche Neue. Konservative Konzepte von Musikgeschichtein Wien um 1900

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Book cover Musikwissenschaft — eine verspätete Disziplin?
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Zusammenfassung

Die existentielle Erschütterung, die moderne Kunst einst in ihrem Publikum auslöste, ist unserer Gegenwart beinahe abhanden gekommen. Daß Kunst heutzutage kaum mehr imstande ist, Skandale hervorzurufen, hat in der Abgebrühtheit des Publikums seinen Grund und in dessen Differenziertheit. Im Zeitalter eines »anything goes« mag ein Publikum durch Kunst befremdet, vielleicht sogar abgestoßen sein. Die Adressaten fühlen sich unter Umständen durch ein Kunstwerk nicht angesprochen, jedoch kaum je ernsthaft bedroht. Mißliebige Kunst rief im Jahrzehnt vor dem Ersten Weltkrieg Empörung hervor; heute ignoriert man sie. Andererseits besetzt etwa die Neue Musik unserer Tage eine kulturelle Nische, in der die Künstler auf eine spezialisierte Zuhörerschaft treffen, deren Erwartungshorizont kaum je überschritten wird. Nur dort, wo Kunst ein großes und relativ diffuses Publikum erreicht, im Theater beispielsweise oder bei Bauten im öffentlichen Raum, kann sie noch immer offenen Widerstand hervorrufen. Wo Gewohntes, Vertrautes, Liebgewordenes ersetzt oder zerstört wird, läßt sich nach wie vor ein Skandal provozieren. Doch die Areale des Gewohnten, Vertrauten, Liebgewordenen in der Kunst sind im 20. Jahrhundert kontinuierlich geschrumpft.

Der vorliegende Text wurde im Rahmen des interdisziplinären, seit 1994 an der Universität Graz angesiedelten Spezialforschungsbereichs Moderne — Wien und Zentraleuropa um 1900 erarbeitet.

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Notizen

  1. Neue Musik-Zeitung. Ausgabe für Oesterreich-Ungarn 30 (1909), S. 172 (21. Januar 1909). Zum Konzert und den Reaktionen darauf vgl. auch Willi Reich, Arnold Schönberg oder Der konservative Revolutionary Wien: Molden 1968, S. 53–54.

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  2. Vgl. Max Kalbeck Johannes Brahms, 4 Bände, Wien: Wiener Verlag 1904, 1908, 1910/1912 und 1914. Die folgenden Band- und Seitenangaben beziehen sich auf den Nachdruck der Ausgaben letzter Hand, Tutzing: Schneider 1976.

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  3. Johann Wolfgang (von) Goethe, Faust. Eine Tragödie [1808], in: Goethe, Dramatische Dichtungen, Band I, hrsg. Erich Trunz (Werke. Hamburger Ausgabe, 3), Hamburg: Wegner 1949, S. 26 (Verse 575–579).

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  4. Vgl. ausführlich zu Hirschfeld: Leon Botstein, Music and its public: habits of listening and the crisis of musical modernism in Vienna, 1870–1914, PhD. diss. Harvard University 1985, S. 863–1316; die folgenden Ausführungen folgen insbesondere der Darstellung auf S. 1200–1206.

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  5. Vgl. etwa Norbert Tschulik, Anton Bruckner im Spiegel seiner Zeit, Wien: Bergland-Verlag 1955, S. 37–62;

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  6. weiters Max Kalbeck, Rezension einer Aufführung der Vierten Symphonie Bruckners, in: Wiener Tagblatt vom 8. Januar 1896;

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  7. teilweise zitiert in: August Göllerich und Max Auer, Anton Bruckner. Ein Lebens- und Schaffensbild, 4 Bände (Deutsche Musikbücherei, 36–39), Regensburg: Bosse 1922, 1928, 1930 und 1936/1937, Band Iv, Teilband 3 (1936), S. 549–550; zur Sechsten Symphonie: Band IV, Teilband 4 (1936), S. 23–26.

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  8. Vgl. Carl Dahlhaus, Die Musik des 19. Jahrhunderts (Neues Handbuch der Musikwissenschaft, 6), Wiesbaden: Athenaion 1980, S. 282.

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  9. Vgl. Theodor Helm, Musikalisches Wochenblatt 38 (1907), S. 151 (7. Februar 1907), S. 175–176 (14. Februar 1907) und S. 203–204 (21. Februar 1907); Karpath, Signale (wie Anm. 4), S. 18–19; Neue Musik-Zeitung 30 (1909), Beilage, S. 262 (18. März 1909);

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  10. Richard Batka, Allgemeine Musik-Zeitung 36 (1909), S. 52 (15. Januar 1909) und S. 225–226 (12. März 1909); Neue Musik-Zeitung 30 (1909), S. 172 (21. Januar 1909).

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  11. Vgl. dazu Franz Brümmer, Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts his zur Gegenwart [1885], Leipzig: Reclam 61913,

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  12. sowie auf demselben Informationsstand: Hans Giebisch und Gustav Gugitz, Bio-bihliographisches Literaturlexikon Österreichs von den Anfängen his zur Gegenwart. Wien: Hollinek 1964.

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  13. Vgl. August Püringer, »Der Knappe Silen’s« —oder »Leichenkammermusik« oder: »Das Unmöglichste von Allem…!«, in: Allgemeine Musik-Zeitung 34 (1907), S. 214–215 (22. März 1907).

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  14. Vgl. August Püringer, Bruckner-Sisyphus! Eine Studie, in: Die Musik 6 (1906/07), S. 46–60 (Oktober 1906);

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  15. August Püringer, Brucknergedächtnis in Wien, in: Allgemeine Musik-Zeitung 33 (1906), S. 740 (23. November 1906).

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  16. Vgl. August Püringer, Künstler- und Publicums-Unarten. Ein Warn- und Mahnruf, Wien: Schalk 1895.

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Anselm Gerhard

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Eybl, M. (2000). Das bedrohliche Neue. Konservative Konzepte von Musikgeschichtein Wien um 1900. In: Gerhard, A. (eds) Musikwissenschaft — eine verspätete Disziplin?. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03772-5_7

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-03772-5_7

  • Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart

  • Print ISBN: 978-3-476-01667-6

  • Online ISBN: 978-3-476-03772-5

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