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Die neue Welt: Gesellschaftspolitische Entwürfe

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Kalkuliertes Abenteuer

Part of the book series: Ergebnisse der Frauenforschung ((ERFRAU))

  • 80 Accesses

Zusammenfassung

Die Entwicklung des Amerikabildes im deutschen Reisebericht beschreibt Durzak mit der Metapher vom »Reisen in der Zeitmaschine«.1 Die politisch akzentuierten Berichte, die im Gefolge der amerikanischen Revolution zu Beginn des 19. Jahrhunderts entstanden, blieben in Deutschland ohne große Wirkung. Trotz der großen Auswanderungswelle nach Amerika, die bis über die Mitte des 19. Jahrhunderts anhielt, wurden die Staaten »gleichsam als geschichtsphilosophischer Blick in die Kindheit des eigenen Kontinents erfahren, in einen paradiesischen Anfang, der einen rousseauistischen Heiligenschein trägt«.2 Erst Ende des 19. Jahrhunderts, im Zuge der amerikanischen Industrialisierung und der Entwicklung neuer Großstädte, ändert sich das Amerika-Bild in den Reiseberichten: »Die Reisen in der Zeitmaschine gehen nun eindeutig in die Dimension der Zukunft […] Das historisierte Paradies […] verwandelt sich in das kapitalistische Paradies des ›American Way of Life‹, das Wünsche und Kritik gleichermaßen anzieht.«3

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Anmerkungen

  1. Manfred Durzak: Das Amerika-Bild in der deutschen Gegenwartsliteratur. Historische Voraussetzungen und aktuelle Beispiele, Stuttgart/Berlin 1979, S. 60. Vgl. auch: Wilfried Maisch: Einleitung, in: Sigrid Bauschinger, Horst Denkler, Wilfried Maisch (Hg.): Amerika in der deutschen Literatur. Neue Welt — Nordamerika — USA, Stuttgart 1975, S. 9–16.

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  2. Vgl. Theresa Mayer Hammond: American Paradise. German Travel Literature from Duden to Kisch, Heidelberg 1980.

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  3. Jost Hermand, Frank Trommler: Die Kultur der Weimarer Republik, München 1978, S. 49.

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  4. Sara Markham: Workers, Women and Afro-Americans. Images of the United States in German Travel Literature from 1923 to 1933, New York/Bern/Frankfurt am Main 1986, S. 88.

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  5. Vgl. Charlotte Lütkens: Die Amerikalegende, in: Sozialistische Monatshefte, 38 (1932), Nr. 1, S. 45–49; Dies.: Staat und Gesellschaft in Amerika. Zur Soziologie des amerikanischen Kapitalismus, Tübingen 1929. Einen ausführlichen Überblick zur zeitgenössischen Diskussion des ›Amerikabildes‹ in Deutschland gibt Markham. Vgl. Markham, a.a.O., S. 7ff.

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  6. Vgl. auch Heinz Härtl: Entwicklungen und Traditionen der sozialistischen Reiseliteratur, in: Günter Hartung, Thomas Höhle, Hans-Georg Werner (Hg.): Erworbene Traditionen. Studien zu Werken der sozialistischen Literatur, Berlin/Weimar 1977, S. 299–340. Härtl stellt dar, daß, obwohl ›sozialistische‹ Reiseberichte auch andere Länder beschrieben haben, die Politisierung der Gattung in der Weimarer Republik im wesentlichen an den Reiseberichten nachzuvollziehen ist, die Reisen in die neugegründete Sowjetunion beschreiben. Waltraud Engelberg unternimmt in ihrer Studie den Versuch, die Reiseberichte, die von 1918 bis 1933 über die Sowjetunion entstanden, in Phasen einzuteilen. Sie bespricht auch die von der KPD organisierten Reisen und die Bemühungen, mit neuen literarischen Darstellungsformen der anderen Wirklichkeit gerecht zu werden.

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  7. Vgl. Waltraud Engelberg: Die Sowjetunion im Spiegel literarischer Berichte und Reportagen in der Zeit der Weimarer Republik, in: Irmfried Hiebel (Hg.): Literatur der Arbeiterklasse. Aufsätze über die Herausbildung der deutschen sozialistischen Literatur (1918–1933), Berlin/Weimar 1971, S. 312–379. Für Viktoria Hertling sind im Rahmen ihrer Arbeit zur Reiseliteratur über die Sowjetunion die Entstehungsbedingungen der Texte von wesentlichem Interesse. Dabei berücksichtigt sie außer den literarischen Produktionsbedingungen auch die massive antibolschewistische Propaganda, die zu einer verstärkten Reaktion linksorientierter Autoren führte. Im Zentrum ihrer Arbeit steht die Frage, ob die neue Reportageliteratur dazu beitragen konnte, das Kleinbürgertum für demokratische Positionen zu gewinnen.

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  8. Vgl. Viktoria Hertling: Quer durch. Von Dwinger bis Kisch. Berichte und Reportagen über die Sowjetunion aus der Epoche der Weimarer Republik, Königstein/Taunus 1982. Den interessantesten Beitrag zu den Voraussetzungen, die Reisen in die Sowjetunion begleiten, leistete Hans Magnus Enzensberger.

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  9. Vgl. Hans Magnus Enzensberger: Revolutionstourismus, in: Ders.: Palaver. Politische Überlegung (1967–1973), Frankfurt am Main 1974, S. 130–168. Enzensberger stellt am Beispiel von Reisen in die Sowjetunion im wesentlichen drei Elemente fest, die entscheidende Bedeutung gewinnen. Reiseberichte über stark kontrollierte sozialistische Länder haben durch ihre Informationsvermittlung per Augenschein vormoderne Züge. Nicht nur für die Sowjetunion von Bedeutung ist die Erkenntnis, daß Reisende, die von vornherein mit dem Zielland sympathisieren, die Neigung haben, die Begegnung mit denjenigen Wirklichkeitselementen zu vermeiden, die die präformierte Vorstellung zerstören könnten. Drittens ist in Ländern, in denen freies Reisen nicht gestattet ist, die Wirklichkeitserfahrung durch staatliche Bestimmungen eingeschränkt und gelenkt.

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  10. Vgl. Erhard Schütz: Kritik der literarischen Reportage. Reportagen und Reiseberichte aus der Weimarer Republik über die USA und die Sowjetunion, München 1977.

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  11. Michael Geisler: Die literarische Reportage. Möglichkeiten und Grenzen eines operativen Genres, Königstein/Taunus 1982, S. 8.

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  12. Vgl. auch Peter J. Brenner: Der Reisebericht in der deutschen Literatur. Ein Forschungsüberblick als Vorstudie zu einer Gattungsgeschichte, Tübingen 1990, S. 594f.

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  13. Vgl. Gertrud Belar: Wüstenfahrt zu den »Goosenecks«, in: Atlantis, 9 (1937/I), Nr. 2, S. 110–112; Dies.: White House, eine alte Höhlenwohnung in Nordostarizona, in: Atlantis, 9 (1937/I), Nr. 4, S. 242–243.

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  14. Meta Schoepp: New York, in: Die Gartenlaube, (1928/II), Nr. 50, S. 1044–1048;

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  15. Caecilie von Hammerstein: Die Badestadt am Michigansee, in: Die Gartenlaube, (1930/I), Nr. 18, S. 372–375;

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  16. Käthe Ohlshausen-Schönberger: Möchten Sie im Wolkenkratzer wohnen?, in: Die Gartenlaube, (1930/I), Nr. 22, S. 451–453.

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  17. Vgl. Meta Corssen: Amerikanerin, in: Sozialistische Monatshefte, 34 (1928/II), Bd. 67, Nr. 7, S. 619–622;

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  18. Louise Diel: Die Amerikanerin in Alltagsnähe, in: Westermanns Monatshefte, 75 (1930/31), Nr. 149, S. 489;

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  19. Ilse Schreiber: Amerika als Frauenerlebnis, in: Die Gartenlaube, (1935/I), Nr. 21, S. 501.

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  20. Vgl. Alice Salomon: Kultur im Werden. Amerikanische Reiseeindrücke, Berlin 1924.

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  21. Maria Jacobi: Im Dollarland. Reisen und Erlebnisse einer deutschen Schulmeisterin, Bremen 1928. Eine ausführliche Besprechung dieses Textes findet sich bei Markham, a.a.O., S. 195ff.

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  22. Vgl. Erika und Klaus Mann: Rundherum. Erlebnisse einer Weltreise, Berlin 1929. Die Seitenangaben folgen der Rowohlt-Ausgabe, Reinbek 1993. In der Vorbemerkung »Zu diesem Buch« der Rowohlt-Ausgabe finden sich biographische Hinweise zu Klaus Mann, während über Erika Mann kaum etwas zu erfahren ist. Klaus Mann erfuhr im literarischen Betrieb größere Aufmerksamkeit als seine Schwester. Ihre Auslassung im Zusammenhang mit dieser Veröffentlichung, in der die Autorschaft der einzelnen Textpassagen nicht gekennzeichnet und auf mancher Textstrekke auch nicht inhaltlich erschlossen werden kann, ist nicht gerechtfertigt.

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  23. Vgl. zur Biographie Erika Manns: Irmela von der Lühe: Erika Mann. Eine Biographie, Frankfurt am Main 1993.

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  24. Vgl. Marta Karlweis: Eine Frau reist durch Amerika. Mit einer Vorbemerkung von Jakob Wassermann, Berlin 1928.

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  25. Vgl. Maria Leitner: Eine Frau reist durch die Welt, Berlin/Wien 1932;

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  26. Senta Dinglreiter: Deutsches Mädel auf Fahrt um die Welt, Mit 29 Bildern nach Photographien der Verfasserin, Leipzig 1932.

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  27. Dinglreiter ergänzte diesen Reisebericht durch andere Veröffentlichungen, in denen der nationale Standpunkt mit kolonialrevanchistischen Positionen vereinbart wird. Vgl. Senta Dinglreiter: Wann kommen die Deutschen endlich wieder? Leipzig 1935; Dies.: Ein Mädel reist durch Afrika, Reutlingen 1935; Dies.: So sah ich unsere Südsee, Leipzig 1939; Dies.: Deutsche Frau in Afrika, Berlin 1940.

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  28. Ihr Südsee-Reisebericht wurde im parteitreuen Großdeutschen Leihbüchereiblatt günstig besprochen, weil die Autorin die Angriffe gegen deutsche Kolonisationsarbeit zu entkräften suchte und damit Argumente für die Rückgabe der deutschen Kolonien lieferte. Vgl. W. Theile: Senta Dinglreiter: So sah ich unsere Südsee, in: Großdeutsches Leihbüchereiblatt, 2 (1940), Beilage »Der Büchertisch«, S. XVI.

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  29. Vgl. Hans Dieter Schäfer: Das gespaltene Bewußtsein. Deutsche Kultur und Lebenswirklichkeit 1933–1945, München 1984; Ders.: Amerikanismus im Dritten Reich, in: Michael Prinz, Rainer Zitelmann (Hg.): Nationalsozialismus und Modernisierung, Darmstadt 1991, S. 199–215.

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  30. Vgl. Lilly Bechtle: Sommertage in den USA, Eßlingen 1935;

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  31. Nelly Brandes-Boetticher: Als Zugvogel durch Amerika. Ohne Geld durch USA und Canada, Leipzig 1936.

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  32. Vgl. Felicitas von Reznicek: Weltfahrt im Kriege. Mit zwei Karten der östlichen und westlichen Welthälfte, Oldenburg/Berlin 1942.

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  33. Vgl. Trude Wehe: Dunkle Tage in Amerika, Berlin o.J., ca. Frühjahr 1942. Aus Klappentext und Nachwort der Autorin läßt sich erschließen, daß das Buch bald nach der Kriegserklärung an die USA, also kurz nach Dezember 1941 neu veröffentlicht wurde.

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  34. Vgl. Annegret Pelz: Reisen durch die eigene Fremde. Reiseliteratur von Frauen als autogeographische Schriften, Köln/Weimar/Wien 1993.

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  35. Diese Umorientierung wird mit zunehmenden konservativen und antisemitischen Tendenzen im Bund Deutscher Frauenvereine erklärt, das sich speziell im Verhältnis Salomons zu Gertrud Bäumer ausdrückte. Vgl. Marion Kaplan: The Jewish Feminist Movement in Germany. The Campaign of the Jüdischer Frauenbund 1904–1938, Westport 1979, S. 84 und Markham, a.a.O., S. 167. Die Gründe, die Salomon nach 20jähriger Tätigkeit zum Austritt aus dem Deutschen Frauenbund bewegten, beschreibt sie in ihrer Autobiographie. Dabei nennt sie allerdings keine Namen, sondern verschränkt die Darstellung des zunehmenden Antisemitismus in der Organisation mit der Schilderung nationaler Empfindlichkeiten, unter der die internationale Frauenarbeit nach Ende des Ersten Weltkrieges litt. Vgl. Rüdeger Baron, Rolf Landwehr (Hg.): Alice Salomon. Charakter ist Schicksal, Weinheim/Basel 1983, S. 186ff.

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  36. Vgl. Wieler, a.a.O., S. 324ff. und Barbara Greven-Aschoff: Die bürgerliche Frauenbewegung in Deutschland 1894–1933, Göttingen 1981.

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  37. Vgl. Alice Salomon: Kultur im Werden. Amerikanische Reiseeindrücke, Berlin 1924, S. 8.

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  38. Vgl.: Breslauer Volksbüchereien (Hg.): Ferne Länder, Reisen und Abenteuer. Eine besprechende Auswahlliste der Breslauer Volksbüchereien, Breslau 1927, S. 89.

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  39. Eine typische Textstelle, die diese Haltung zeigt, findet sich bei Halfeld: »Wenn wir Deutschen amerikanisches Denken übernehmen, so haben die Griechen umsonst gelebt, so ist die deutsche Mystik ein Irrweg gewesen, und die deutsche faustische Seele ist eine Privatmeinung des seligen Goethe. Amerika tötet den Eros zugunsten des Maschinenmenschen.« Adolf Halfeld: Amerika und der Amerikanismus. Kritische Betrachtungen eines Deutschen und Europäers, Jena 1927, S. 49.

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  40. Vgl. auch: Helmut Lethen: Neue Sachlichkeit 1924–1932. Studien zur Literatur des ›Weißen Sozialismus‹, Stuttgart 1970, S. 26ff.

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  41. Ebd., S. 68f; Vgl. zur Tradition dieses Bildes: Karin Hausen: ›… eine Ulme für das schwankende Efeu.‹ Ehepaare im Bildungsbürgertum. Ideale und Wirklichkeiten im späten 18. und 19. Jahrhundert, in: Ute Frevert (Hg.): Bürgerinnen und Bürger, Göttingen 1988, S. 85–117.

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  42. Vgl. Mary P. Ryan: Womenhood In America. From Colonial Times To The Present, 3. Auflage, New York 1983, S. 115ff.

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  43. Vgl. Carroll Smith-Rosenberg: Disorderly Conduct. Visions of Gender in Victorian America, New York 1985, S. 245.

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  44. Die ›New Women‹ der zweiten Generation reagierten auf die neuen wirtschaftlichen Entwicklungen. Frauen wurden auch außerhalb sozialer Arbeit zu Konkurrentinnen auf dem Arbeitsmarkt. Zugleich entwickelte sich eine intensive öffentliche Debatte um die sexuelle Selbstbestimmung der Frau auch außerhalb der Ehe. Die Äußerung eigener sexueller Bedürfnisse löste, zusammen mit der Entwicklung individueller Lebensvorstellungen, gesellschaftliche Kritik auch an den Angehörigen der ersten Generation der ›New Women‹ aus, denen nun sexuelle Perversion unterstellt wurde. Im Lauf der 20er Jahre wurden sozialreformerisch oder feministisch orientierte Frauen zunehmend mit psychologischer oder medizinischer Theorie und Terminologie pathologisiert. Als sicherer Gegenpol wurde der Hafen der Ehe bezeichnet. Die Ablehnung von Familie und sozial engagierter Arbeit wurde mit erhöhtem gesellschaftlichen Druck beantwortet, der Frauen wieder in traditionelle Rollen zwingen sollte. Der Generationsbruch innerhalb der ›New Women‹ und die Domestizierungsversuche der Gesellschaft unterhöhlten organisatorische Effizienz, politische Einflußmöglichkeiten und die Solidarität in der amerikanischen Frauenbewegung nachhaltig. Vgl. Smith-Rosenberg, a.a.O., S. 177f; S. 266ff.; S. 280ff; Ryan, a.a.O., S. 231f; S. 251f; Margaret Gibbons Wilson: The American Women in Transition. The Urban Influence 1870–1920, Westport 1970, S. 115.

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  45. Wolfgang J. Helbich: Stereotypen in Auswandererbriefen. Die USA im 19. Jahrhundert aus der Sicht deutscher Einwanderer, in: Anselm Maler (Hg.): Exotische Welt in populären Literaturen, Tübingen 1990, S. 63–81, S. 73f.

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  46. Vgl. Hermann Graf Keyserling: Das Spektrum Europas, Heidelberg 1929;

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  47. Adolf Haifeld: Amerika und der Amerikanismus, Jena 1927;

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  48. Hermann Scheffauer: Das geistige Amerika von heute, Berlin 1925.

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  49. Alfred Rosenberg: Der Mythus des 20. Jahrhunderts, 1, Reprint, in: Ernst Fraenkel (Hg.): Amerika im Spiegel des deutschen politischen Denkens. Äußerungen deutscher Staatsmänner und Staatsdenker über Staat und Gesellschaft in den Vereinigten Staaten von Amerika, Köln/Opladen 1959, S. 314, zitiert nach Mayer Hammond, a.a.O., S. 102.

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  50. Claus Schrempf: Diktatur der Tatsachen. Wohin sie Deutschlands Volk und Wirtschaft führt, Berlin 1932, S. 151f., zitiert nach Lethen, a.a.O., S. 37.

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  51. Schreiber reiste außer in den USA auch in Kanada. Ihre Reiseerlebnisse hat sie in Zeitschriftsartikeln, Reiseberichten und Romanen verarbeitet. Die zentrale Themensstellung der Autorin ist das entbehrungsreiche Leben deutscher Farmer in Kanada, die sich gegen den Verlust ihrer deutschen Identität und Sprache, Bodenspekulanten und ausbeuterische Händler wehren müssen. Schreiber setzt ihre Hoffnung für eine bessere Zukunft dieser Auslandsdeutschen in die Unterstützung durch das nationalsozialistische Deutschland. Vgl. Ilse Schreiber: Die Welt des Weizens und der Tränen. Mein kanadisches Tagebuch, Hamburg 1943; Dies.: Die Flucht ins Paradies, Roman, Hamburg 1939; Dies.: Deutsche Siedler in Kanada. Ein Tatsachenbericht, in: Die Gartenlaube, (1934/I), Nr. 1, S. 15–17, Nr. 2, S. 39–40, Nr. 3, S. 64–66, Nr. 4, S. 91; Dies.: Abenteuer Kanada, in: Westermanns Monatshefte, 82 (1937/38), Nr. 163, S. 58–60.

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  52. Ilse Schreiber: Amerika als Frauenerlebnis, in: Die Gartenlaube, (1935/I), Nr. 21, S. 501.

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  53. An den Veröffentlichungen Louise Diels läßt sich gut verfolgen, wie sich die internationalistischen und pazifistischen Überzeugungen der Autorin in national(sozial)istische Positionen verwandelten. 1927 erschien ihre Publikation über Käthe Kollwitz, wahrscheinlich zum 60sten Geburtstag der Künstlerin. Darin gibt sie unter Anführung der Leitwörter der französischen Revolution Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit einer menschheitsversöhnenden Friedenshoffnung Ausdruck. Wie aus dem Text deutlich wird, hat Diel für Kollwitz Ausstellungen in der Schweiz und in New York organisiert. Kollwitz’ Holzschnittserie Gegen den Krieg wird auch für Diel zum Anlaß, sich gegen jeden Krieg auszusprechen, von dem nichts als Zerstörung und Unglück zu erwarten sei. — Im Verhältnis zu dieser Publikation zeigen die Buchveröffentlichungen der 30er Jahre deutliche Veränderungen in den Wertvorstellungen Diels. In ihren Beschreibungen des faschistischen Italiens und mehr noch in ihrem Buch über die Kolonien legt die Autorin, die über wichtige Beziehungen in Gesellschaft und Politik verfugte, kaum noch einen Akzent auf die international versöhnenden Kräfte der Menschlichkeit. Sie schildert nun hauptsächlich staatliche und nationale Interessen, denen alle anderen Ziele, auch die der Friedenswahrung, nachgeordnet werden. An den Beschreibungen der Aufgaben für Frauen im faschistischen, beziehungsweise nationalsozialistischen Staat zeigt sich, daß Diel nun nicht mehr im öffentlichen, gesellschaftlichen oder sozialen Engagement, wie noch bei Kollwitz, Tätigkeitsfelder für Frauen sieht, sondern vor allem in Ehe und Mutterschaft. Zwar soll besonders befähigten »Ausnahmefrauen« ein Platz im öffentlichen Leben eingeräumt werden. Solche Ausnahmen können aber nach Diels Ansicht allein dadurch gerechtfertigt werden, daß diese Frauen ihre Fähigkeiten in den Dienst übergeordneter staatlicher Interessen stellen. Vgl. Louise Diel: Käthe Kollwitz: Ein Ruf ertönt. Eine Einführung in das Lebenswerk der Künstlerin, Berlin 1927; Dies.: Frau im faschistischen Italien, Berlin 1933; Dies.: Mussolinis neues Geschlecht. Die junge Generation in Italien. Unter Mitarbeit von Benito Mussolini, Dresden 1934; Dies.: Das faschistische Italien und die Aufgaben der Frau im neuen Staat, Berlin 1934; Dies.: Die Kolonien warten! Afrika im Umbruch, Leipzig 1939.

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  54. Vgl. Louise Diel: Die Amerikanerin in Alltagsnähe, in: Westermanns Monatshefte, 75 (1930/31), Nr. 149, S. 489–491.

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  55. Meta Corssen: Amerikanerin, in: Sozialistische Monatshefte, 34 (1928/II), 67. Bd., Nr. 7, S. 619–622, S. 620.

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  56. Vgl. Helga Schwarz: Maria Leitner — eine Verschollene des Exils?, in: Exilforschung. Ein internationales Jahrbuch. Hg. im Auftrag der Gesellschaft für Exilforschung, München, Band 5, Fluchtpunkte des Exils und andere Themen, München 1987, S. 123–134, S. 124 und Dies.: Internationalistinnen. Sechs Lebensbilder, Berlin 1989, zu Maria Leitner S. 77–110.

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  57. Dies vermutet Wall. Vgl. Renate Wall (Hg.): Verbrannt, verboten, vergessen. Kleines Lexikon deutschsprachiger Schriftstellerinnen 1933–1945, 2. Auflage, Köln 1989, S. 117.

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  58. Es handelte sich dabei um: Hotel Amerika. Roman, Berlin 1930, und: Eine Frau reist durch die Welt, Berlin 1932. Der Vorabdruck eines antikolonialistischen Romans in der Arbeiter Illustrierten Zeitung wurde mit dem Verbot der Zeitung unterbrochen, das Manuskript blieb verschollen: Vgl. Maria Leitner: Wehr’ dich Akato. Ein Urwald-Roman, in: Arbeiter Illustrierte Zeitung, Berlin, 11 (1932), Nr. 51, S. 1195 bis 12 (1933), Nr. 10, S. 230.

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  59. Vgl. Maria Leitner: Reinsdorf, in: Das Wort. Literarische Monatsschrift, Hg. v. Bertolt Brecht, Lion Feuchtwanger, Willi Bredel, Moskau, 1 (Jan. 1936), Nr., S. 87–90. Hier beschreibt die Autorin aus antimilitaristischer Perspektive die schlechten Arbeitsbedingungen in einem Rüstungsbetrieb. Aufhänger der Reportage war ein Sprengstoffunfall in der Fabrik. Dies.: I.G. Farben, in: Das Wort, 1 (Aug. 1936), Nr. 2, S. 54–58. Im Vordergrund stehen die Folgen der Giftstoffproduktion sowohl für die Gesundheit der Arbeiter und Arbeiterinnen (Sterilität) in den Farbenwerken, als auch für die Umwelt (Fischsterben). Vor dem Hintergrund der hohen Produktion werden zudem die Dimensionen des heraufziehenden Krieges angesprochen. Dies.: Diktatur der grauen Theorie, in: Das Wort, 2 (Dez. 1937), Nr. 12, S. 103. In diesem Artikel konzentriert sich Leitner auf die personellen Verflechtungen und Übereinstimmungen von Großindustrie und Wissenschaft nach der Entlassung andersdenkender und jüdischer Wissenschaftler. Ihr Beispiel ist die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zu Förderung der Wissenschaften. Nach dem erzwungenen Rücktritt Max Plancks hatten Carl Bosch von I.G. Farben, Dr. Vögler von den Vereinigten Stahlwerken, »Kanonenkönig« Krupp, »Prinz Auwei« (Dr. Thyssen) und andere führende Industrielle den Vorstand übernommen. Sehr wahrscheinlich auch von Maria Leitner stammt der Beitrag »Besuch bei Heinrich Heine«, der mit »Mary L.« signiert ist.

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  60. Vgl. Mary L.: Besuch bei Heinrich Heine, in: Das Wort, 3 (Jan. 1938), Nr. 1, S. 145–146. In Düsseldorf muß die Autorin beim Besuch des inzwischen in »Schlageter-Museum« umgewidmeten Heinrich-Heine-Hauses erst einen ängstlichen Angestellten überreden, um in das von den Nationalsozialisten geschlossene Heinrich-Heine-Zimmer geführt zu werden. Sie folgt der Aufforderung, sich in das Gästebuch einzutragen: »Und ich schrieb einen Namen hinein.« (S. 146.) — Mary L.? Auch die weiteren Beiträge Leitners in Das Wort vermitteln die Einschätzung des Nationalsozialismus als kulturfeindlich, menschenverachtend und kriegstreibend.

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  61. Vgl. Maria Leitner: Dorfschule im Dritten Reich, in: Das Wort, 3 (Feb. 1938), Nr. 2, S. 149–150; Dies.: Portrait dreier Erbhofbauern, in: Das Wort, 3 (Apr. 1938), Nr. 4, S. 139–141; Dies.: Braune Theaterschau, in: Das Wort, 3 (Dez. 1938), Nr. 12, S. 151–153; Dies.: SA-Mann Möller schildert den Untergang, in: Das Wort, 4 (März 1939), Nr. 3, S. 142.

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  62. Ebd. — Eine neuere Veröffentlichung zur Biographie Leitners gehört in den Zusammenhang frauenorientierter Geschichtsbetrachtung und soll die vorbildhaft engagierte Autorin erneut ins Bewußtsein rufen. Der Artikel bestätigt, daß keine neuen Quellen zur Leitners Biographie aufgetaucht sind. Vgl. Gislinde Schwarz: Die Welt verändern. Maria Leitner 1892–1942?, in: Susanne Härtel, Magdalena Köster (Hg.): Die Reisen der Frauen. Lebensgeschichten von Frauen aus drei Jahrhunderten, Weinheim/Basel 1994, S. 206–231.

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  63. Unter anderem veröffentlichte Leitner in der zweiten Hälfte der 20er Jahre im Magazin des Ullstein Verlages »Uhu«, in der »Roten Fahne«, in der »Welt am Abend« und in der »Arbeiter Illustrierten Zeitung«. Vgl. zu Leitners weiteren Veröffentlichungen und geplanten Projekten: Schwarz, a.a.O. und Dies. (Hg.): Elisabeth, ein Hitlermädchen. Erzählende Prosa, Reportagen und Berichte, Berlin 1985.

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  64. Vgl. Maria Leitner: Hotel Amerika. Roman, Berlin 1930 (Neuausgabe Dresden 1950).

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  65. Vgl. Maria Leitner: Elisabeth, ein Hitlermädchen, in: Pariser Tageszeitung, 2 (22. April 1937), Nr. 315, bis 2 (21. Juni 1937), Nr. 367. In dem hier zuerst veröffentlichten Roman Elisabeth, ein Hitlermädchen, fiktionalisiert Leitner Erfahrungen, die sie bei ihren illegalen Reisen durch das nationalsozialistische Deutschland machte.

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  66. Egon Erwin Kisch: Paradies Amerika. Gesammelte Werke in Einzelausgaben, Hg. v. Bodo Uhse, Gisela Kirsch, Berlin/Weimar 1978, Band 4, S. 207.

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Fell, K.D. (1998). Die neue Welt: Gesellschaftspolitische Entwürfe. In: Kalkuliertes Abenteuer. Ergebnisse der Frauenforschung. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03752-7_5

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