Skip to main content

Der fremde Mann: Europäische Wahrnehmungstraditionen

  • Chapter
Kalkuliertes Abenteuer

Part of the book series: Ergebnisse der Frauenforschung ((ERFRAU))

  • 79 Accesses

Zusammenfassung

Eine Folgerung aus der Lektüre von Frauenreiseliteratur des 19. Jahrhunderts war, daß Europäerinnen in ihren Reiseberichten die Attraktivität farbiger Männer tabuisiert hätten: »Details of ›unseemly‹ behavior are omitted or played down, and the sexual attractiveness of foreign men is hardly ever admitted to.«1 Kontakte weißer Frauen zu Schwarzen bleiben nach Wild »mindestens bis zum Ende der Kolonialzeit, ein absolutes Tabu.«2 Ebenso wie Foster begründet Habinger diese Auslassung damit, daß Keuschheit und Enthaltsamkeit zu den Weiblichkeitsidealen des 19. Jahrhunderts gehörten und viele reisende Frauen darauf bedacht waren, diesen Idealen zu entsprechen. »Es wurden nicht nur die Beziehungen zu weißen Männern ausgespart, darüber hinaus schien die sexuelle Attraktion der einheimischen [kolonisierten] Männer — nicht zuletzt wegen eigener Vorurteile, aber auch aufgrund des kolonialen und rassistischen Diskurses — für viele reisenden Frauen absolut undenkbar.«3

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this chapter

Institutional subscriptions

Preview

Unable to display preview. Download preview PDF.

Unable to display preview. Download preview PDF.

Anmerkungen

  1. Shirley Foster: Across New Worlds. Nineteenth-Century Women Travellers and their Writings, New York/London/Sydney 1990, S. 19.

    Google Scholar 

  2. Inge Wild: »Mein Afrika!« Zivilisationskritik und Sehnsucht nach den Ursprüngen in deutschsprachigen Reiseberichten zu Schwarzafrika, in: Deutsch als Fremdsprache, 16 (1990), S. 90–122.

    Google Scholar 

  3. Gabriele Habinger: Anpassung und Widerspruch. Reisende Europäerinnen des 19. Jahrhunderts im Spannungsverhältnis zwischen Weiblichkeitsideal und kolonialer Ideologie, in: Doris Jedamski, Hiltgund Jehle, Ulla Siebert (Hg.): ›Und tät das Reisen wählen!‹ Frauenreisen — Reisefrauen, Zürich/Dortmund 1994, S. 174–201, S. 189.

    Google Scholar 

  4. Vgl. dazu: Sherry B. Ortner: Verhält sich weiblich zu männlich wie Natur zu Kultur?, in: Gabriele Rippl (Hg.): Unbeschreiblich weiblich. Texte zur feministischen Anthropologie, Frankfurt am Main 1993, S. 27–54. (Zuerst: Is Female to Male as Nature is to Culture?, in: Michelle Rosaldo, Louise Lamphere (Hg.): Woman, Culture and Society, Stanford 1974, S. 67–87; Kritik an Ortners These äußerte beispielsweise MacCormack. Vgl. Carol P. MacCormack: Natur, Kultur und Geschlecht. Eine Kritik, in: Rippl (Hg.), a.a.O., S. 55–87. (Zuerst: Nature, culture and gender. A critique, in: Carol P. MacCormack, Marilyn Strathern (Hg.): Nature, Culture and Gender, Cambridge 1980, S. 1–24.)

    Google Scholar 

  5. Vgl. zu diesem Thema auch Helen Callaway: Gender, Culture and Empire, London 1987;

    Book  Google Scholar 

  6. Hanna Schissler (Hg.): Geschlechterverhältnisse im historischen Wandel, Frankfurt am Main 1993.

    Google Scholar 

  7. Obwohl sie ihre eigenen und die zahlreichen Veröffentlichungen ihres Ehemannes Rudolf de Haas über Afrika illustrierte, wurde sie vor allem als Heimatmalerin bekannt. 1988 waren im thüringischen Nazza, dem Wohnort de Haas’ mehr als 200 ihrer Bilder ausgestellt. Vgl. Günter Schmitt: Rudolf de Haas 1870–1944. Biographie, in: Friedrich Schegk (Hg.): Lexikon der Reise- und Abenteuerliteratur, Loseblattsammlung, München 1988ff.,Teil 1, Autoren, 26. Erg.-Lieferung März 1995, S. 1–9, S. 4.

    Google Scholar 

  8. Annemarie von Nathusius: Im Auto durch Persien. Mit 16 Abbildungen, Dresden 1926, S. 17.

    Google Scholar 

  9. Sofie von Uhde: Deutsche unter dem Kreuz des Südens. Bei den Kolonialsiedlern in Südwest und Ostafrika, Berlin 1934, S. 149.

    Google Scholar 

  10. Julia Menz: Maha djalan. West-östliche Reise, Hamburg 1940, S. 38.

    Google Scholar 

  11. Marie von Bunsen: Im fernen Osten. Eindrücke und Bilder aus Japan, Korea, China, Ceylon, Java, Siam, Kambodscha, Birma und Indien, Leipzig 1934, S. 77.

    Google Scholar 

  12. Dagmar Bothas: Tropenwelt Java. Reiseeindrücke und Bilder, Berlin 1941, S. 11.

    Google Scholar 

  13. Eva Mac Lean: Unser Kamerun von heute, München 1940, S. 91.

    Google Scholar 

  14. Ursula Lederle-Grieger: Erwachtes Libyen, Berlin 1938, S. 106.

    Google Scholar 

  15. Senta Dinglreiter: Deutsches Mädel auf Fahrt um die Welt, Leipzig 1932, S. 104.

    Google Scholar 

  16. Zu ›Kannibalen‹ und ›Kopfjägern‹ vgl. auch: Mac Lean, a.a.O., S. 112ff.; Jordan, a.a.O., S. 166, S. 182ff.; Friedel Spada: Mit Flinte und Lippenstift, München 1930, S. 110ff.;

    Google Scholar 

  17. Alma Karlin: Im Banne der Südsee. Als Frau allein unter Pflanzern und Menschenfressern, Sträflingen, Matrosen, Missonaren, Minden/Berlin/Leipzig 1930.

    Google Scholar 

  18. Gulla Pfeffer: Die weiße Mah, Minden/Berlin/Leipzig 1929, S. 189.

    Google Scholar 

  19. Annie Francé-Harrar: Reise in die Urwelt. Berlin 1928, S. 97.

    Google Scholar 

  20. In Reiseberichten von Frauen aus den Jahren 1920 bis 1945 sind Texte selten, in denen weiße Männer als Barbaren, Mörder oder Wilde beschrieben werden. Wenn Kritik am Verhalten europäischer Männer in außereuropäischen Ländern geübt wird, so vertreten die Autorinnen meist zivilisations- oder kolonialismuskritische Standpunkte. Eine Ausnahme bildet in dieser Hinsicht Fanters Libyen-Reisebericht, weil die Autorin das Verhältnis kolonisierter Frauen und kolonisierender Männer sogar zu einem Hauptthema ihrer Beschreibung macht. Vgl. Else Fanter: Libia. Der Amazonenstaat der Tebbu, Berlin 1933.

    Google Scholar 

  21. Vgl. Nelly Brandes-Boetticher: Als Zugvogel durch Amerika, Leipzig 1936, S. 47ff.

    Google Scholar 

  22. Alma Karlin: Einsame Weltreise, Minden/Berlin/Leipzig 1930, S. 179.

    Google Scholar 

  23. Vgl. auch Susi Semler: Warum nicht Afrika, Darmstadt 1940;

    Google Scholar 

  24. Luise Ullrich: Sehnsucht, wohin fuhrst du mich?, Berlin 1941.

    Google Scholar 

  25. Gertraud Heise: Reise in die schwarze Haut, Wuppertal 1980.

    Google Scholar 

  26. Edith Ihekweazu: Frauen auf Afrika-Reise. Ein neues Verstehen?, in: Etudes Germano-Africaines, 10 (1993), S. 49–61, S. 57.

    Google Scholar 

  27. Ingrid Perfahl: Schwarzes Lächeln Senegal, Tübingen 1985, S. 142.

    Google Scholar 

Download references

Authors

Rights and permissions

Reprints and permissions

Copyright information

© 1998 Springer-Verlag GmbH Deutschland

About this chapter

Cite this chapter

Fell, K.D. (1998). Der fremde Mann: Europäische Wahrnehmungstraditionen. In: Kalkuliertes Abenteuer. Ergebnisse der Frauenforschung. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03752-7_4

Download citation

  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-03752-7_4

  • Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart

  • Print ISBN: 978-3-476-01623-2

  • Online ISBN: 978-3-476-03752-7

  • eBook Packages: J.B. Metzler Humanities (German Language)

Publish with us

Policies and ethics