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Musiklehre und Musikwissenschaft an der Universität Heidelberg

Die Jahre 1898 bis 1927

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Musik in Baden-Württemberg

Zusammenfassung

Mit der Berufung des Bamberger Seminarmusiklehrers Philipp Wolfrum (1854–1919), eines Schülers von Rheinberger und Wüllner, an das Praktischtheologische Seminar, so der Heidelberger Musikforscher Gunther Morche,1 verlor das Musikleben der Stadt nach 1884 sehr rasch seinen provinziellen Habitus. Mit hymnologischen Vorlesungen gab er dem Musikunterricht ein akademisches Fundament, und nach der Gründung des Bachvereins 1885 vereinigte er bald das gesamte musikalische Leben der Stadt in seiner Hand. Der Stadt und, will man es trennen, der Universität.2

Den Heidelberger Emeriti Reinhold Hammerstein und Ludwig Finscher gewidmet

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Notizen

  1. Gunther Morche, Art. »Heidelberg«, in: Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Allgemeine Enzyklopädie der Musik, begründet von Friedrich Blume, zweite, neubearbeitete Ausgabe, hrsg. von Ludwig Finscher, Sachteil, Band 4, Kassel und Stuttgart 1996, Sp. 234–243 (Zit. Sp. 239).

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  2. Vgl. Reinhold Hammerstein, Zur Ausstellung »Bach und Heidelberg«, veranstaltet vom Musikwissenschaftlichen Seminar der Universität, in: 44. Deutsches Bachfest in Heidelberg vom 25. bis 30. Juni 1969. Begleitbuch, Heidelberg 1969, S. 118–120; Ludwig Finscher, Bachverein und Universität, in: Musik in Heidelberg. 100 Jahre Heidelberger Bachverein 1885–1985. Dokumentation und Katalog, im Auftrag der Stadt Heidelberg und des Bachvereins hrsg. von Renate Steiger, Heidelberg 1985, S. 80–89 und ders., Musik am Hof in der Kirche und im Bürgerhaus, in: Heidelberg. Geschichte und Gestalt, hrsg. von Elmar Mittler, Heidelberg 1996, S. 408–425, besonders S. 424f.

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  3. Grundlegend ist die Arbeit von Hans-Jörg Nieden, Bachrezeption um die Jahrhundertwende. Philipp Wolfrum (Beiträge zur Musikforschung 1), München und Salzburg 1976; dort umfassende Bibliographie; vgl. ferner: Dagmar Drüll, Heidelberger Gelehrtenlexikon. 1803–1932, Berlin und Heidelberg 1986, S. 304; Horst Ferdinand, Wolfrum, Julius Philipp, in: Badische Biographien. Neue Folge, Band 3, hrsg.von Bernd Ottnad, Stuttgart 1990, S. 308–309.

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  4. Hierzu Walther Eisinger, Das Heidelberger Praktisch-theologische Seminar. »Pflanzschule« und Seminar für junge Theologen, in: Semper apertus. Sechshundert Jahre Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg 1386–1986, Festschrift in sechs Bänden, hrsg. von Wilhelm Doerr et al., Berlin und Heidelberg 1985, Band 4, S. 29–48.

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  5. Hierzu Wilhelm Maler, Geschichte des Bach-Vereins Heidelberg. 1885–1910, Heidelberg 1910, S. 1–15, passim.

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  6. 1930/31 errichtete die Universität an der Stelle des klassizistischen Kollegienhauses von 1828 ihren Neubau. Die Finanzierung wurde durch Gelder deutschstämmiger, meist jüdischer Amerikaner sichergestellt und auf Initiative des damaligen Botschafters der Vereinigten Staaten in Deutschland, Jacob Gould Schurman, zusammengebracht. NS-Studentenbund, NSDAP-Stadtratsfraktion und völkisch-nationale Kreise innerhalb der Universität polemisierten von Anfang an gegen den Bau. Bei der Senatsausschreibung für einen Widmungsspruch erhielt, gegen alle nationalen Töne, der Vorschlag Friedrich Gundolfs den Zuschlag: Dem lebendigen Geist, in der Tradition Hölderlins (… aber es macht Geister lebendig der Geist) und Paulus’ (… denn der Buchstabe tötet, aber der Geist macht lebendig; 2. Kor. 2, 6); vgl. Michael Buselmeier, Literarische Führungen durch Heidelberg. Eine Kulturgeschichte im Gehen, Heidelberg 1991, S. 49f. und Markus Collalti, Nachgefragt: Dem lebendigen Geist, in: Uni-Spiegel, 26. Jg., Dezember 1994.

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  7. Zur Disposition der Orgel der Firma H. Voit & Söhne, Durlach in Baden (neunundzwanzig Register auf zwei Manualen und Pedal) vgl. Nieden 1976 (wie Anm. 3), S. 16. Die Voit-Orgel ging 1935/36 ein in den von Hermann Poppen initiierten großen Orgelneuaufbau durch M. Weite und Söhne, Freiburg i. Br., auf der Empore der Aula der Neuen Universität (fünfundsechzig Register). Diesem Instrument, 1948 bei einem Brand zerstört, folgte die 1964 von Poppens Amtsnachfolger Siegfried Hermelink eingeweihte neue Orgel der Firma Weigle, Echterdingen (dreiundfünfzig Register auf vier Manualen); hierzu Gunther Morche, Die Walcker-Orgel (1898) in der Heidelberger Peterskirche, in: Musik in Heidelberg 1985 (wie Anm. 2), S. 90–100.

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  8. Hierzu Philipp Wolfrum, Zur Aufführung der J. S. Bach’sehen Matthäus-Passion im Bach-Verein zu Heidelberg 28. Februar und 1. März 1894, in: Heidelberger Zeitung, 22., 23. und 24. Februar 1894; Sonderdruck, Heidelberg 1894.

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  9. Hierzu Reinhold Hammerstein, Musik als Komposition und Interpretation, in: Deutsche Vierteljahresschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte 40, 1966, S. 1–23.

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  10. Vgl. Karl Hasse, Die neuere deutsche Orgelbewegung, in: Zeitschrift für Musik 98, 1931, S. 857ff.

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  11. Max Reger an Philipp Wolfrum, in: Max Reger. Briefe zwischen der Arbeit. Neue Folge, hrsg. von Ottmar Schreiber, Bonn 1973, S. 116–182; hierzu auch Susanne Popp, Reger und Heidelberg. Dokumente einer »thatkräftigen Hilfe«, in: Musik in Heidelberg 1985 (wie Anm. 2), S. 54–77.

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  12. Zur Tradition und zur Musik: Helmut Loos, Weihnachten in der Musik. Grundzüge der Geschichte weihnachtlicher Musik, Bonn 1996, S. 195–200.

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  13. Heidelberg, seit 1802 badisch, konnte seine Universität über den Umbruch hinweg halten, bestätigt, und neu dotiert durch den neuen Landesherrn, Großherzog Karl Friedrich von Baden (seit 1805 nun auch mit seinem Namen als Ruperto-Carola / Ruprecht[s]-Karls-Universität); zur Geschichte der Universität Heidelberg: Semper apertus 1985 (wie Anm. 4); Auch eine Geschichte der Universität Heidelberg, hrsg. von Karin Buselmeier, Dietrich Harth und Christian Jansen, Mannheim 1985; Eike Wolgast, Die Universität Heidelberg 1386–1986, Berlin und Heidelberg 1986.

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  14. Erklärung vom 12. September 1914 an die Sektion Baden der IMG; zit. nach Otto Riemer, Chorklang im Zeitgeist. Eine Studie zum 75–jährigen Bestehen des Heidelberger Bach-Vereins, Heidelberg 1960, S. 53.

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  15. Edwin Redslob, In Memoriam Henry Thode, in: Ruperto Carola. Heidelberger Universitätshefte 20, 1956, S. 52–53 (zuerst in der Zeitschrift Die Rheinlande, 1921); vgl. auch Walter Paatz, Henry Thode. Einst und jetzt, ib., S. 54–55.

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  16. Anna Maria Szylin, Henry Thode (1857–1920). Leben und Werk (Europäische Hochschulschriften XXVIII/ 170), Frankfurt am Main 1993, S. 81.

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  17. Karl Jaspers, Heidelberger Erinnerungen, in: Heidelberger Jahrbücher 5, 1961, S. 1–11, Zit. S.2f.

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  18. Ludwig Nohl, W. A. Mozart, Heidelberg 1860 (eine der ersten musikologischen Habilitationen überhaupt); über Mozart ferner: Mozarts Leben, Leipzig 1863, 21877, Berlin 31906; Mozarts Briefe, Salzburg 1865, Leipzig 21877; Mozart, Leipzig 1879, 21921; Mozart nach Schilderungen seiner Zeitgenossen, Leipzig 1880; Mozart, Leipzig 1882.

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  19. Robert Eitner, Art. »Nonl, Ludwig«, in: Allgemeine Deutsche Biographie, hrsg. von der Königlichen Akademie der Wissenschaften Berlin, dreiundzwanzigster Band, Berlin 1886 (Reprint Berlin 1970), S. 755–757, Zit. 755.

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  20. Friedrich Nohl, Beethoven, Liszt, Wagner, Wien 1874, S. 45; zit. nach Eitner 1886 (wie Anm. 80), S. 757.

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  21. Friedrich Baser, Das musikalische Heidelberg seit den Kurfürsten, Heidelberg 1934, S. 71.

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  22. Karel Salomon, Philipp Wolfrum als Lehrer und Förderer. Erinnerungen eines Schülers, in: Ruperto Carola. Heidelberger Universitätshefte 21, Heft 46, Juni 1969, S. 60–63, Zit. S. 60.

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  23. Karl Salomon, Max Regers Chöre op. 144. Zur Uraufführung in Heidelberg am 16. Juli 1916, in: Neue Musik-Zeitung 37, 1916, S. 315–318 und ders., Max Reger, op. 144. Zwei Gesänge für gemischten Chor und Orchester, Berlin und Leipzig [o. J.].

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  24. Alte Weisen in neuem Satze für Gesang und Klavier, Berlin und Leipzig: N. Simrock (Sim-rock Volksausgabe, Nr. 475), 1919; zu Brahms’ Volksliedbearbeitungen vgl. Christian Martin Schmidt, in: Reclams Musikführer Johannes Brahms, Stuttgart 1994, S. 283-298.

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  25. Ulrich Etscheit, Händeis »Rodelinda«, Diss. Heidelberg 1998; für die Vorabüberlassung des betreffenden Abschnitts der Arbeit sei hier herzlich gedankt; vgl. auch Ludwig Finscher, Rodelinda, regina de’ Longobardi. Dramma per musica in tre atti (Rodelinda, Königin der Langobarden), in: Pipers Enzyklopädie des Musiktheaters, hrsg. von Carl Dahinaus und dem Forschungsinstitut für Musiktheater der Universität Bayreuth unter Leitung von Sieghart Döhring, Band 2, München und Zürich 1987, S. 681–683.

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  26. Im Auftrag der Studierenden der Musikwissenschaft: Eckert, stud. phil., Um Wolfrums Nachfolgerschaft, in: Heidelberger Tageblatt, 21. Juni 1919; Fritz Droop, Um Wolfrums Nachfolgerschaft, in: Frankfurter Zeitung, 3. Juli 1919. Abendblatt.

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  27. Eckert, Um Wolfrums Nachfolgerschaft 1919 (wie Anm. 99).

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  28. Fritz Droop, Um Wolfrums Nachfolgerschaft 1919 (wie Anm. 99).

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  29. Eckert, Um Wolfrums Nachfolgerschaft 1919 (wie Anm. 99).

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  30. Universitätsarchiv Leipzig [Uah PA 272], Bl. 12–18; zit. nach Karl Josef Funk, Hermann Abert. Musiker, Musikwissenschaftler, Musikpädagoge, Stuttgart 1994, S. 123f.

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  31. Zit. nach Bärbel Pelker, Die Bibliothek des Musikwissenschaftlichen Seminars (Bibliotheks-Info), Heidelberg, November 1987.

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  32. Im Juli 1919 hatte der Große Senat die Einführung der Ehrenmitglied- oder Ehrenbürgerschaft der Universität Heidelberg beschlossen, 1922 folgte auf Antrag des Engeren Senats die Einführung der Würden von Ehrensenatoren. Marx war der zweite Ehrenbürger und der siebente Ehrensenator der Universität; unter den Ausgezeichneten finden sich namentlich Bankiers und Kaufleute, Industrielle und Politiker, später auch Ärzte und Professoren, Verleger (Ferdinand Springer; Ehrensenator 1951) und Schriftsteller (William Somerset Maugham, Ehrensenator 1961), als Musiker wurden mit der Ehrenbürgerschaft ausgezeichnet (bis 1982) Hermann Poppen (Universitätsmusikdirektor, 1950) und Bruno Penzien (Kantor der Heiliggeistkirche, 1967); hierzu Hermann Weisert, Die Ehrenbürger und Ehrensenatoren der Universität Heidelberg, in: Ruperto Carola. Heidelberger Universitätshefte 34, Heft 67/68, 1982, S. 109–114.

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  33. Auf die Bezeichnung »Musikfest« in Anlehnung an vorangegangene Großereignisse war bewußt verzichtet worden, angesichts der schwierigen Zeitverhältnisse (eine Eintrittskarte kostete dreihundert Papiermark): Ein Volk in Not muß sich besinnen und seiner Kräfte bewußt werden […] soll lernen, in seiner Musik keinen Aufwand zu suchen, sondern Arznei und Stärkung. Programmbuch, S. 29f; vgl. Hermann Halbig, Die Bach-Reger-Feier in Heidelberg, in: Zeitschrift ßr Musik 89, 1922, S. 536–537 (Sammlung von Materialien zur Bach-Reger-Feier im Archiv des Musikwissenschaftlichen Seminars Heidelberg).

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  34. starb er, wenig vor der Befreiung Deutschlands seinem ausgebomten Kölner Heim den Rücken kehrend (Zenck 1948, S. 81), in einem Hotel in Wiesbaden; zur Würdigung Kroyers vgl. Otto Ursprung, Theodor Kroyer, in: Neue Musik-Zeitung 42, 1921, S. 199–200; ders., Professor Dr. Theodor Kroyer. Zu seinem 60. Geburtstag am 9. September 1933, in: Zeitschrift ßr Musik 100, 1933, S. 893–898; Hermann Zenck, Theodor Kroyer (1873–1945), in: Die Musikforschung 1, 1948, S. 81–91.

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  35. Hans-Joachim Moser, Zu Beethovens hundertstem Todestag. Gedenkrede bei der Feier der Universität Heidelberg am 1. Juni 1927, in: Neues Beethoven-Jahrbuch 4, Augsburg 1930, S. 21–38, Zit. S. 21.

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  36. wurde Moser — fälschlich jüdischer Herkunft verdächtigt — als Hochschuldirektor in den Ruhestand versetzt und 1934 auch seiner Universitätsprofessur enthoben. 1936 trat er der NSDAP bei. 1940–1945 war er Vorsitzender des Künstlerischen Prüfungsamtes Abteilung Musik der Reichsstelle für Musikbearbeitungen beim Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda in Berlin (vgl. die Beschreibung dieser Tätigkeit: Hans Joachim Moser, Von der Steuerung des deutschen Musiklebens; in: Jahrbuch der deutschen Musik 1943, hrsg. von Hellmuth von Hase, Leipzig und Berlin o. J., S. 22–26). Nach 1947 lehrte Moser an der Universität Jena und an der Hochschule für Musik Weimar. 1949–1960 war er Direktor des Städtischen Konservatoriums in Berlin. Moser starb 1967 in Berlin. Das Schriftenverzeichnis Hans-Joachim Mosers umfaßt mehr als eintausendfünfhundert Titel; vgl. auch Brigitta Schmid, Musikwissenschaft im »Dritten Reich«, Heidelberg 1992 (Magisterarbeit), S. 76–95.

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Schipperges, T. (1998). Musiklehre und Musikwissenschaft an der Universität Heidelberg. In: Günther, G., Nägele, R. (eds) Musik in Baden-Württemberg. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03750-3_1

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