Zusammenfassung
Daran, daß hierzulande mehr als nur deutschsprachiges Theater existiert, kann kein Zweifel bestehen. In nahezu jeder deutschen Großstadt stehen allabendlich Theatergruppen unterschiedlichster kultureller Bezugssysteme zur Auswahl. Die Angebotspalette reicht von spanischen oder italienischen Theatern, über polnische, kroatische, mazedonische, griechische, türkische, kurdische, iranische, assyrische bis zu englischen, amerikanischen und lateinamerikanischen, russischen und afrikanischen Theatern. Ihre Entstehungsgeschichte spiegelt die jüngste Migrationsgeschichte der Bundesrepublik. Entsprechend unterschiedlich fallen denn auch Infrastruktur und Interessensschwerpunkte der jeweiligen Theaterarbeit aus. Türkischsprachige Theater gehören zu den ältesten und sind bundesweit recht zahlreich vertreten. Afrikanische Theatergruppen sind dagegen noch selten und wenig etabliert. Den vielleicht professionellsten Versuch unternimmt derzeit das Ensemble des jungen afrikanischen Schauspielers Jubril Sulaimon in Essen. Die italienische Schauspielerin Elettra de Salvo kam 1998 mit dem ›Teatro Italiano‹ in Frankfurt am Main zu dem Schluß, daß der Bedarf an speziell italienischsprachigem Theater nicht mehr bestehe, da das italienische Publikum weitgehend in die deutsche Kulturszene integriert sei. Das erste kurdische Theater in Hamburg ›Teatroya Newroz‹ wurde dagegen 1996 laut eigenen Aussagen gerade für die 40.000 in Hamburg lebenden Kurden gegründet. Die Spielstätten konzentrieren sich bisher — von wenigen Ausnahmen abgesehen — auf den Westen Deutschlands.
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Sappelt, S. (2000). Theater der Migrant/innen. In: Chiellino, C. (eds) Interkulturelle Literatur in Deutschland. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03749-7_19
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