Zusammenfassung
Gebührend feierte Roller das Goethe-Jahr 1949: An Ostern war die Premiere des ersten Teils zu sehen, an Goethes 200. Geburtstag ging Faust II in Szene. Was das Bühnenbild sowie die Sprechweise Fausts anbelangt, so waren gewisse Neuerungen zu verzeichnen, die erst Gründgens einige Jahre später auf den noch radikal-abstrakteren Punkt bringt, aber bereits Roller bricht eindeutig mit bestimmten Prinzipien der Faust-Inszenierungen des 19. Jahrhunderts. Die Bühne bildete in Hannover einen Einheitsraum für beide Teile, denn der Regisseur habe, so schreibt Karl Kuehne in einer nicht datierbaren Rezension, »mit kühner Verachtung der Tradition die Frage des gleichbleibenden Bühnenbildes gelöst: den Rahmen gab ein halbkugelförmiges Gerüst aus Leichtmetall, den Hintergrund füllte eine Wand aus Aluminium, die als Spiegel für Lichtreflexe der Phantasie reiche Nahrung gab.
Als Heiligen konnte er seinen Faust, auch wenn er als Vertreter der ganzen Menschheit mit all ihrem Wohl und Weh gelten soll, nicht gut präsentieren, und der Teufelsadvokat hätte allerhand einzuwenden gehabt. Faust war allenfalls ein ›guter Mensch in seinem dunklen Drange‹, und selbst das Beiwort ›gut‹ ist recht fragwürdig und nur zu verstehen, wenn es von allerhöchster Stelle herab ironisch-wohlwollend vom Herrn gesagt wird …. Gute Werke oder Taten lehnt Goethe aber ab als Rechtfertigung, und Faust hätte auch nichts dergleichen aufzuweisen, an keiner Stelle seines langen Weges. Er ist ›nur durch die Welt gerannt, ein jed’ Gelüst ergriff ich bei den Haaren‹, wie er selber bekennt.
Richard Friedenthal, 1963
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Mahl, B. (1999). Faust in der Bundesrepublik Deutschland (1949–1989). In: Goethes Faust auf der Bühne (1806–1998). J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03746-6_11
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