Zusammenfassung
Bei der Wiederbesetzung der Stelle im Jahre 1907 wurden durch die Umfrage bei den anderen deutschen Universitäten nicht nur Tübinger universitätsinterne Anforderungen berücksichtigt, sondern das Amt wurde in Beziehung gestellt zu den andernorts bestehenden Traditionen. Auch die Stellenbesetzung nach dem Ersten Weltkrieg war nicht mehr eine rein universitätsinterne Angelegenheit. Das Evangelische Konsistorium, das seit Jahren an einer Trennung vom Universitätsmusikdirektor arbeitete, forcierte anläßlich des sich 1918 abzeichnenden Amtswechsels seine diesbezüglichen Unternehmungen. Die zu befürchtende Lösung des Musikdirektors vom Evangelischen Seminar drängte andererseits das Rektoramt dazu, möglichst schnell die Stelle wieder zu besetzen, ja, sie möglichst schon besetzt zu haben, bevor von Seiten der evangelischen Kirche eine endgültige Entscheidung fallen würde.
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Notizen
Zu den kirchenpolitischen Fakten wurden herangezogen: Karl HEUSSI, Kompendium der Kirchengeschichte, 1. Aufl. 1907 u. 1908, 12. neu bearb. Aufl. Tübingen 1960, § 133 und
Heinrich HERMELINCK, Geschichte der Evangelischen Kirche in Württemberg von der Reformation bis zur Gegenwart. Das Reich Gottes in Wirtemberg. Stuttgart u.a. 1949, S. 462–469.
Artikel »Gurlitt, Wilibald« in: MOSER, S. 461f. und Eckhard JOHN, Musikbolschewismus. Die Politisierung der Musik in Deutschland 1918–1938. Stuttgart u.a. 1994, S. 163.
Hellmut Seier, der sich seit Jahrzehnten mit der NS-Hochschulpolitik beschäftigt, resümierte: »Die zeitgeschichtliche Forschung hat sich den Hochschulen des Dritten Reiches vergleichsweise spät und eher zögernd zugewandt und ist auf dem Felde noch keineswegs als abgeschlossen anzusehen. Ergiebige Detailstudien Hegen vor, über mehrere Universitäten und über wichtige Fächer, aber eine aktengestützte Gesamtdarstellung fehlt noch immer.« Hellmut SEIER, Nationalsozialistisches Wissenschaftsverständnis und Hochschulpolitik. In: Leonore SIEGELE-WENSCHKEWITZ und Gerda STUCHUK (Hrsg.): Hochschule und Nationalsozialismus. Wissenschaftsgeschichte und Wissenschaftsbetrieb als Thema der Zeitgeschichte. Frankfurt a.M. 1990, S. 5–21. Hier S. 5.
Vgl. dazu Benigna SCHÖNHAGEN, Tübingen unterm Hakenkreuz. Eine Universitätsstadt in der Zeit des Nationalsozialismus. Tübingen 1991, S. 159–166, Zitat S. 159.
Max HERRE, Karl Hasse: Vom deutschen Musikleben. In: Zeitschrift für Musik 10/1933, S. 1025ff. Hier S. 1026.
Karl HASSE, Zur Neugestaltung unseres Musiklebens im neuen Deutschland. Ausgewählte Aufsätze. Regensburg 1933.
Der »Kampfbund für deutsche Kultur«, zu dessen Gründungsmitgliedern 1928 u.a. Eva Chamberlain und Winifred Wagner zählten, war in einzelne Fachgruppen unterteilt (Literatur, Musik usw.) und sorgte sich um die Reinigung des »deutschen Kulturschaffens« von jüdischen und bolschewistischen Einflüssen. S. dazu Eckhard JOHN, Musikbolschewismus. Die Politisierung der Musik in Deutschland 1918–1938. Stuttgart u.a. 1994, und Uwe Dietrich ADAM, Hochschule und Nationalsozialismus. Die Universität Tübingen im Dritten Reich. Tübingen 1977, S. 24 Anm. 21.
UAT 126/252, Personalkartei. Joseph WULF, Kultur im Dritten Reich, Bd. 5: Musik im Dritten Reich: eine Dokumentation. Frankfurt, 2. Aufl. 1989, S. 224. Musik in Württemberg 1/1934, S. 15.
Otto BORST (Hrsg.), Das Dritte Reich in Baden-Württemberg. Stuttgart 1988, S. 274f.
Rights and permissions
Copyright information
© 1998 Springer-Verlag GmbH Deutschland
About this chapter
Cite this chapter
Rothmund- Gaul, G. (1998). Universitätsmusikdirektor Karl Hasse. In: Zwischen Taktstock und Hörsaal. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03741-1_7
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-03741-1_7
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
Print ISBN: 978-3-476-01599-0
Online ISBN: 978-3-476-03741-1
eBook Packages: J.B. Metzler Humanities (German Language)