Zusammenfassung
Eine Gliederung der romantischen Literatur entlang der Gattungen Epik, Dramatik und Lyrik ist nicht ganz unproblematisch. Die Schwierigkeiten einer jeden Gattungstheorie verstärken sich im Hinblick auf die romantische Poetik, die gerade die Vermischung der Gattungen zur ästhetischen Leitlinie erhoben hat. Und das Primat der Gattungsvermischung gilt ausdrücklich nicht nur für die frühromantische Programmatik Schlegels und Novalis’, sondern auch für weite Bereiche der romantischen Literatur. Allerdings konnte dieses Prinzip nur auf der Basis einer immerhin strukturellen Geltung der Gattungsdifferenzen formuliert werden. Der universale Gestus der romantischen Poetik zielt auf Vereinigung. Aber seine fragmentarische Erscheinung hält sich notwendig wieder an das Einzelne. Selbst Schlegels Inthronisierung des Romans als »romantisches Buch« (Schlegel KA II, 335) schlechthin verdankt sich einer Kontraststellung zum klassizistischen Primat der Tragödie und bleibt einer gattungstheoretischen Begrifflichkeit verpflichtet. Zudem beinhaltet ein wissenschaftlicher Diskurs die Verpflichtung, vereinfachende Unterscheidungen zu machen. Diese Tendenz zur Unterscheidung steht notwendig quer zu jedem romantischen Analogiedenken, das alle Lebens- und Wissensbereiche in eine Relation der wechselseitigen Äquivalenz rückt. Auch die Gliederung der Darstellung nach thematologischen Gesichtspunkten — etwa Liebe, Geschichte, Bildung, Kunst etc. (vgl. Kremer 1996, 1 ff.) — würde dem romantischen Einheitspostulat widersprechen. Schon ein sehr vorläufiger Blick etwa auf die romantischen Romane macht deutlich, daß sie gleichzeitig Bildungs- und Künstlerroman und ebenso Liebesroman wie historischer Roman sind.
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Kremer, D. (2003). Erzählende Prosa. In: Romantik. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03736-7_6
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-03736-7_6
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
Print ISBN: 978-3-476-01972-1
Online ISBN: 978-3-476-03736-7
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