Zusammenfassung
Als Paul Schallück nach langer Krankheit 53jährig am 29. März 1976 in Köln an seinem Krebsleiden — gewiß aber auch an den Spätfolgen seiner Kriegsverletzungen — starb, bemerkte Heinrich Vormweg in seinem Nachruf, daß Schreiben für Schallück »immer zuerst und vor allem ein moralischer, ja politischer Akt« gewesen sei. Für ihn »war Schreiben immer bestimmt von der Absicht, etwas zu bewirken und zu verändern.« Zusammenfassend: »Er war ein Sprecher jener, denen die Vergangenheit ihrer Generation unbewältigt blieb bis in die Gegenwart hinein und die ihre Konsequenzen daraus zogen. Ein Moralist.«1 Und Hans Schwab-Felisch fügt in seinem Nachruf, damit gleichsam auch das geschwundene Interesse der literarischen Öffentlichkeit in den 70er Jahren erklärend, hinzu: »Schallücks Zeit als Erzähler waren die Fünfziger Jahre — […]. Er hat seine realistische, mit Reflexionen durchsetzte Erzählweise nie aufgegeben. Sprachliche Experimente lagen ihm fern.«2
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Anmerkungen
Heinrich Vormweg: Ein Versuch, schreibend zu handeln. Zum Tode von Paul Schallück, in : Süddeutsche Zeitung vom 2.3.1976.
Hans Schwab-Felisch: Wenn man aufhören könnte zu lügen. Zum Tode von Paul Schallück, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 2.3.1976.
Heinrich Böll: Bekenntnis zur Trümmerliteratur (1952), zit. n. Vom Nullpunkt zur Wende. Deutschsprachige Literatur 1945–1990. Hrsg. von Hanns Krauss. Essen 1994, S. 38f.
Paul Schallück: Daran glaube ich, in: ders.: Zum Beispiel. Essays. Frankfurt a.M. 1962, S. 172f
Paul Schallück: Moses Mendelssohn und die deutsche Aufklärung, in: Thilo Koch (Hrsg.): Porträts deutsch-jüdischer Geistesgeschichte. Köln 1961, S. 17–36, hier S. 34.
Paul Schallück: Nachruf zu Lebzeiten, in: Vorletzte Worte. Schriftsteller schreiben ihren eigenen Nachruf Hrsg. von Karl Heinz Kramberg. Frankfurt a.M., Berlin, Wien 1974, S. 115.
Paul Schallück: In diesem Land, in: ders.: Hierzulande und anderswo. Gedichte. Wuppertal 1974, S. 16.
Paul Schallück: Bedrohte Meinungsfreiheit. Dankrede, in: Paul Schallück. Ansprachen und Dokumente zur Verleihung des Kulturpreises der Stadt Dortmund Nelly-Sachs-Preis am 9. Dezember 1973. Dortmund 1973, S. 23–31, hier S. 27.
Siegfried Lenz: Laudatio, in: Paul Schallück 1973 (Anm. 12), S. 13–22, hier S. 20.
Malte Dahrendorf: Der Erzähler Paul Schallück, in: Paul Schallück: Lakrizza und andere Erzählungen. Baden-Baden 1966, S: 7–24, hier S. 22.
Lob und Tadel des Romans waren damals in der Kritik aus Ost und West gleich verteilt. Der Rezensent der Frankfurter Hefte, Roland H. Wiegenstein, sprach von engagierter, politischer Literatur und wollte über die »moralische Würde« keine Diskussion aufkommen lassen, stellte aber zugleich den literarischen Rang in Frage (vgl.: Roland H. Wiegenstein: Es gibt kein Ausweichen, in: Frankfurter Hefte 1959, H. 9, S. 453). Werner Liersch lobte für die ostdeutsche NDL die »kritische Haltung«, die Schallück mit Böll, Weisenborn oder Koeppen verbinde, ja »die Verantwortung« des Schriftstellers Schallück (vgl.: Werner Liersch: Zur Verantwortung bekennen, in: NDL 1960, H. 1, S. 128 und 130); in derselben Zeitschrift erkannte dagen zwei Jahre später Hans-Joachim Bernhard in dem Aufsatz »Apologie und Kritik«, worin Paul Schallück mit Ernst Jünger [sic!] verglichen wurde (vgl: NDL 1962, H. 4, S. 42–55), aber auch die »Grenze« von Schallücks »Gestaltungsmethode« (S. 53).
Vgl. Heinrich Böll: Das Vermächtnis (1948), in: ders.: Werke. Romane und Erzählungen. Bd. 1. Köln 1987, S. 400.
Jochen Vogt: Von der ersten zur zweiten Schuld. Modelle literarischer Faschismusverarbeitung, in: ders.: Erinnerung ist unsere Aufgabe. Über Literatur, Moral und Politik 1945–1990. Opladen 1991, S. 9–27, hier S. 12.
Zur Bedeutung dieser Stelle vgl. auch R.C. Andrews: The German School-Story; Some Observations on Paul Schallück and Thomas Valentin, in: German Life and Letters 23 (1969/70), S. 103–112, insbesondere S. 106.
Paul Schallück: Deutschland — Gestern und heute, in: ders. (Hrsg.): Deutschland. Kulturelle Entwicklung seit 1945. München 1969, S. 5–27, hier S. 12.
Zit. n. Erwin Sylvanus: Zwei westfälische Literaturpreisträger, in: Westfalenspiegel (1955), H. 7, S. 14. Im Historischen Archiv der Stadt Köln befindet sich der Nachlaß Paul Schallücks. Darunter sind auch etliche Konvolute, die die verschiedenen, an Schallück verliehenen Preise betreffen (Archiv Nr. 1258, Nr. 192–196). Den Unterlagen zum Droste-Preis liegt ein zweiseitiger maschenschriftlicher Lebenslauf Schallücks bei, »Paul Schallück über sich selbst«, worin es u.a. heißt: »Nach dem Kriege studierte er Philosophie (quer durch den Acker der Systeme), Germanistik (bei Prof. Von Wiese und Kaiserswaldau, wie bei Prof. Heselhaus), Kunstgeschichte, Historie und Theaterwissenschaft in Münster (wo er in einer Matratzengruft hauste) und in Köln (wo er zum Standesamt ging und von wo aus er nach Paris fuhr, um recht in der Nähe seiner Verwundungsstelle, in St. Germain des Pres mit einem deutschen Mädchen kirchlich sich trauen zu lassen). P.S. lebt heute als freier Schriftsteller in Köln.« Ob freilich das Studium bei den Herrn von Wiese und Heselhaus einen möglichen Einfluß auf die spätere Preisvergabe gehabt hat, läßt sich nicht mit Bestimmtheit sagen.
Paul Schallück: Mein Verhältnis zu Westfalen, in: Westfalenspiegel (1955), H. 7, S. 17.
Inge Nolde: Der erste Literaturpreis der Stadt Hagen, in: Der Märker 11 (1962), H. 5, S. 123.
Zit. n. Dieter Rosenkranz: Nelly-Sachs-Preisträger Paul Schallück, in: Westfälische Rundschau vom 1./2.12.1973.
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Jung, W. (1998). Erinnerungsarbeit Der Schriftsteller Paul Schallück. In: Kortländer, B. (eds) Literaturpreise. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03724-4_7
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