Zusammenfassung
Anhand des monophonen Briefromans Lettres d’une Péruvienne von Françoise de Grafigny habe ich versucht, die verschiedenen Anwendungsbereiche der feministischen Literaturwissenschaft zu demonstrieren. Dies geschah nicht zuletzt mit dem Ziel, diesem Roman zu verstärkter Beachtung innerhalb der romanistischen Literaturwissenschaft zu verhelfen. Im interpretatorischen Teil dieser Arbeit konnten wir sehen, daß die Autorin sich in hohem Maße mit den literarischen Darstellungsformen ihrer vor allem männlichen Vorbilder auseinandersetzt, wie zum Beispiel mit Montesquieus Lettres Persanes und Voltaires Alzire. Literarische Modeerscheinungen der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts wie die literarische Perspektive des ‚fremden Blicks’, der ‚Bon-Sauvage-My-thos’, also die allgemeine Vorliebe für den literarischen Exotismus werden von Françoise de Grafigny im Hinblick auf die Frage der Alterität, und zwar der gedoppelten Alterität als Frau und als Ausländerin umgeschrieben. Die Frage der Relativität wird damit nicht nur in bezug auf andere Kulturen gestellt, sondern auch auf die Beziehung der Geschlechter untereinander ausgeweitet. Die Perspektive des ‚fremden Blicks‘ führt dabei zu einem hohen Grad an Selbstreflexivität. Der Blick auf die anderen führt gleichsam auf sich selbst zurück, und der Roman wird zum Ort der Selbstreflexion der Protagonistin Zilia und damit auch seiner Autorin. Genauso erhält das Motiv der unglücklichen Liebe eine andere Dimension, wenn die Enttäuschung über die Untreue des Geliebten wie in den Lettres durch den Prozeß des Schreibens sublimiert wird und nicht etwa wie bei traditionellen Plotstrukturen zum Tod oder zur Heirat der enttäuschten Geliebten führt.
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von Kulessa, R. (1997). Zusammenfassung. In: Françoise de Grafigny Lettres d’Une Péruvienne. Ergebnisse der Frauenforschung. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03723-7_5
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Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
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Online ISBN: 978-3-476-03723-7
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