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Kybernetik oder Die Metatechnik einer Maschine

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Max Bense

Zusammenfassung

Wir verstehen hier unter Philosophie eine Folge von Wissenschaften, die weder zu den Naturwissenschaften noch zu den Geisteswissenschaften gehören, aber für den Aufbau beider unerläßlich sind. Sie untersuchen Grundlagen, Gegenstandsbereich und Zusammenhang positiver Wissenschaften wie Mathematik, Physik, Biologie, Literaturgeschichte, Jurisprudenz usw. Wir rechnen insbesondere Logik, Erkenntnistheorie, Wissenschaftstheorie, Ontologie, Metaphysik zu solchen philosophischen Wissenschaften. An und für sich haben sie keinen selbständigen Gegenstand; sie bekommen ihn vielmehr von den positiven Wissenschaften genannter Art geliefert, bilden ihn um, transponieren ihn auf ihre Ebene, beschäftigen sich mit Merkmalen, über deren Zutreffen oder Nichtzutreffen Verfahrensweisen nichtphilosophischer Wissenschaften keine Entscheidung haben. Philosophische Wissenschaften sprechen also genau genommen ausnahmslos über nichtphilosophische, positive, eigentliche Wissenschaften; ohne sie sind sie sozusagen »leer«. Philosophische Wissenschaften sind also Meta-Wissenschaften. Tatsächlich rechnen wir auch Metaphysik und Metamathematik dazu; in einem gewissen Sinne entsprechen sowohl die aristotelische Metaphysik als auch die hilbertsche Metamathematik dem vorstehend angedeuteten Begriff der philosophischen Wissenschaften.

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Anmerkungen

  1. Galileo Galilei: Discorsi e dimostrazioni matematiche intorno a due nuove sicenze, 1638 (dt. 1891).

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  2. Blaise Pascal entwickelte seine Rechenmaschine als Addiermaschine zwischen 1640–45. Sie war die älteste erhaltene Maschine, bis Bruno v. Freytag gen. Löringhoff die erste deutsche Rechenmaschine von Wilhelm Schickhardt für Addition und Subtraktion, die teilweise erhalten war, instand setzte. Sie ist seit kurzem im Kepler-Museum in Weil der Stadt zu besichtigen. Die pascalsche Maschine regte Leibniz zum Entwurf einer Rechenmaschine an, die neben addieren und substrahieren auch multiplizieren und dividieren konnte. 1693 gebaut, wird sie heute in der Niedersächsischen Landesbibliothek Hannover aufbewahrt.

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  3. Hermann Hollerith baute mit Hilfe von Lochkarten 1890 eine Sortier-Maschine mit Lochbandsteuerung, die auf Ideen des britischen Mathematikers Charles Babbage von 1832 zurückgeht, und gründete 1896 die Tabulating Machine Company in New York, die später in International Business Machines (IBM) umbenannt wurde.

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  4. Haskell B. Curry, ein amerikanischer Mathematiker und Logiker, der bei David Hilbert in Göttingen promoviert hat, veröffentlichte 1951 ein Buch, das 1939 bereits konzipiert und auszugsweise publiziert worden war, mit dem Titel Outlines of a formalist philosophy of mathematics. M. B. schätzte seine logischen Untersuchungen sehr.

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  5. Norbert Wieners Buch Cybernetics hat seit 1949 viele Auflagen und Übersetzungen in aller Welt erfahren. Mit diesem Werk begann das Zeitalter der Computer. Norbert Wiener wurde am 16. Mai 1955 von M.B. brieflich zu Vorträgen eingeladen. Er kündigte im Brief vom 27. Mai aus London an, daß er zwischen dem 10. und 16. Juli kommen könnte. Wiener sprach dann im Juli 1955 an der TH Stuttgart und an der Hochschule für Gestaltung in Ulm.

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  6. Henri Bergsons Matière et Mémoire, essai sur la relation du corps à l’esprit erschien 1896 in Paris (dt. Materie und Gedächtnis, 1907). Als Hauptvertreter der französischen Lebensphilosophie hat er auch in Deutschland, England und Amerika große Wirkung gehabt. 1927 erhielt er den Nobelpreis für Literatur. Sein Einfluß auf Marcel Proust wird von Ilse Walther-Dulk in »Auf der Suche nach der Philosophie Marcel Prousts« (Semiosis, Jg. 22/23, H. 85–90, S. 216–231) mit Recht bestritten.

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  7. M. B. hat sich in verschiedenen Schriften mit Franz Kafka beschäftigt. Sein Buch Die Theorie Kafkas (1952) wurde mit Ausführungen über Kafka in der Literaturmetaphysik. Der Schriftsteller in der technischen Welt von 1950 (s. Band 3) vorbereitet. Es ist eine ästhetische Analyse der Literatur Kafkas, die auch in Aesthetica. Metaphysische Beobachtungen am Schönen (1954) fortgesetzt wurde.

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  8. Walter Benjamins Aufsatz über Proust erschien 1939 in Paris in der Zeitschrift für Sozialforschung, deren freier Mitarbeiter Benjamin von 1932–1941 war.

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  9. Denis Diderot hat die pascalsche Rechenmaschine in der Encyclopédie (175Iff) beschrieben.

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  10. Gottfried Wilhelm Leibniz; vgl. Anm. 2.

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  11. Charles Babbage, vgl. Anm. 3.

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  12. Edgar A. Poes Erzählung »Maelzels Schachspieler« ist heute insofern aktuell, als ein IBM-Schachcomputer kürzlich gegen den Schachweltmeister gespielt und gewonnen hat.

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  13. Vannevar Bush war Professor am MIT (Massachusetts Institute of Technology) in Cambridge. Der erste Analogrechner wurde 1927, der erste elektronische Differentialanalysator 1942 entwickelt. Zusammen mit S.H. Caldwell wurden die Arbeiten um 1930 fortgesetzt.

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  14. Howard Aiken baute 1942 die »Eniac«, 1939–44 entwickelte er »Mark I« und 1947 »Mark II«.

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  15. Gotthard Günther veröffentlichte sein Buch Das Bewußtsein der Maschinen 1957 im Agis-Verlag in Baden-Baden, das in erweiterter Form 1963 eine zweite Auflage erfuhr. Ähnliche Überlegungen sind nachzulesen in Günthers Beiträge zur Grundlegung einer operationsfähigen Dialektik, Bd. 1, Hamburg 1976.

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  16. Hans Erich Hollmann gründete in Berlin ein elektromedizinisches Labor, das während des Krieges Rüstungsaufgaben zu erfüllen hatte. M.B. arbeitete von 1942 bis 1945 als Physiker und Mathematiker in diesem Labor. Hollmann ging nach dem Krieg nach Amerika, wo er in Californien für die NASA tätig war.

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  17. Arnold Gehlens Buch Der Mensch, seine Natur und seine Stellung in der Welt erschien 1940. Alle weiteren Auflagen wurden erweitert.

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  18. M.B.s Technische Existenz von 1949 wird in Band 3 enthalten sein.

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Elisabeth Walther

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© 1998 Springer-Verlag GmbH Deutschland

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Walther, E. (1998). Kybernetik oder Die Metatechnik einer Maschine. In: Walther, E. (eds) Max Bense. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03715-2_4

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-03715-2_4

  • Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart

  • Print ISBN: 978-3-476-01566-2

  • Online ISBN: 978-3-476-03715-2

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