Zusammenfassung
1. a) Unter Kirchensteuer ist ein spezielles Verfahren zur Finanzierung von Religion zu verstehen, das folgende Voraussetzungen hat: Staatliches Steuersystem, individuelle Religionszugehörigkeit (mit der Möglichkeit des Religionswechsels bzw. der Religionslosigkeit), religiöse Organisationen mit eigener Verwaltung. Diese Voraussetzungen sind religionshistorisch eher Ausnahmen. Deshalb ist es auch nicht erstaunlich, daß man erst im 19. Jahrhundert von Kirchensteuern sprechen kann. Frühere europäische Finanzierungsmodelle (Zehnter und andere Abgaben) hafteten an Erträgen von genau definierten Grundstücken und berücksichtigten nicht die Religionszugehörigkeit des Eigentümers oder Bodenbebauers. Auch die individuelle Bezahlung von religiösen Dienstleistungen, wie sie in allen Religionen vorkommt und im System der sogenannten Stolgebühren für Trauungen, Taufen und Bestattungen auch im okzidentalen Christentum bis Ende des 19. Jahrhunderts existierte, stellt keine Steuer dar, selbst wenn es keine säkulare Alternative zu den kirchlichen Amtshandlungen gab.
Literatur
Branahl, Matthias: Kirchensteuer zwischen Annahme und Ablehnung, Köln 1992;
Engelhardt, Hanns: Die Kirchensteuer in der Bundesrepublik Deutschland, Bad Homburg v.d.H. 1968.
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Kehrer, G. (1999). Kirchensteuer. In: Auffarth, C., Bernard, J., Mohr, H., Imhof, A., Kurre, S. (eds) Metzler Lexikon Religion. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03703-9_66
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