Zusammenfassung
1. Kindheit meint jene erste Zeit im Leben eines Menschen, in der er im gesellschaftlichen Rahmen als ›Kind‹, das heißt als den ›Erwachsenem nicht gleichberechtigt angesehen wird. Kinder sind auf Grund ihrer eingeschränkten, noch nicht entwickelten Fähigkeiten von vielen Rechten und Pflichten der erwachsenen Mitglieder einer Gesellschaft ausgenommen; es wird ihnen nicht die volle Verantwortung als Mitglied der Gemeinschaft sowie für ihre Handlungen abverlangt. Das Ende von Kindheit wurde und wird dabei je nach Kultur und Zeitgeist unterschiedlich angesetzt: Vom Beginn des Laufenkönnens (z. B. während der europäischen Industrialisierung) bis über das 20. Lebensalter hinaus in heutigen Ländern mit einer hochentwickelten Lernkultur, die den Eintritt in das Berufsleben und damit das Ende der materiellen Abhängigkeit von den Eltern immer weiter hinausschob. Damit ist Kindheit auch als der Abschnitt benannt, in dem der junge Mensch das lernen soll, was er als ›erwachsenes‹, vollwertiges und voll verantwortliches Mitglied einer Gesellschaft oder sozialen Gruppe können und wissen muß. Das Ende von Kindheit wurde und wird in vielen Kulturen daran gemessen, ab wann ein Kind fähig ist, die für Erwachsene vorgesehenen Rollen und Funktionen wahrzunehmen. Der formale Übergang vom Kind zum Erwachsenen wird weltweit in fast allen Kulturen und Religionen durch besondere Rituale (→Kind/Kindheit II) im Rahmen des Einsetzens der Geschlechtsreife markiert (→Initiation, Pubertät).
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Literatur
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Pilger-Strohl, M. (1999). Kind/Kindheit I: Lebensphase. In: Auffarth, C., Bernard, J., Mohr, H., Imhof, A., Kurre, S. (eds) Metzler Lexikon Religion. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03703-9_63
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