Zusammenfassung
1. a) Außerweltliches/innerweltliches Heil: Jedes Heilsstreben ist ein Aufder-Suche-Sein nach einem idealen Zustand, einer ›besseren Welt‹. Es setzt die Erfahrung des Gegenteils, des ›Unheils‹ voraus, wie Krieg, Gefangenschaft, Krankheit oder auch Endlichkeit des Lebens. Von diesem →Leiden hofft man, befreit, errettet oder erlöst zu werden in einen Zustand ohne Unheil, der dauerhaft bzw. ewig ist. Der als unvollkommen empfundenen Realität wird eine vollkommene Welt entgegengesetzt, die (1) zukünftig an die Stelle des gegenwärtigen Elends treten wird oder schon Realität ist, aber entweder (2) nur in der Gemeinde der Gläubigen ansatzweise bzw. modellhaft verwirklicht oder (3) nur in einer anderen Welt vorhanden ist, wie in einem →Jenseits als das ideale, weil nicht erfahrbare Gegenmodell. So sind alle Gottheiten ›vollkommen‹; auch künftige oder vorgestellte Menschen können es sein, so mythische Fabelvölker wie Homers ›gerechte Abier‹ oder →Nietzsches Hyperboräer, bis hin zu den Außerirdischen. Sämtliche diesseitigen Leiden bekommen einen höheren, letzten Sinn, indem die Gläubigen sie als ankündigende Zeichen und Vorboten des nahenden Heils deuten. Dabei ist das Heilsbedürfnis um so größer, je auswegloser die momentane Situation erscheint. Je weniger der Mensch aus eigenen Kräften und mit den ihm verfügbaren Mitteln das Unheil abwenden kann, um so mehr erhofft er eine andere, stärkere Macht, etwa einen politischen Führer, übermenschlichen Messias oder Gott, der dies an seiner Stelle tut.
Literatur
Löwith, Karl: Weltgeschichte und Heilsgeschehen, Stuttgart 1953;
Küenzlen, Gottfried: Der Neue Mensch, München 1994.
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Brodbeck, G. (1999). Heil/Erlösung. In: Auffarth, C., Bernard, J., Mohr, H., Imhof, A., Kurre, S. (eds) Metzler Lexikon Religion. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03703-9_6
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Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
Print ISBN: 978-3-476-01552-5
Online ISBN: 978-3-476-03703-9
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