Zusammenfassung
Ein Jenseits ist die notwendige Folge einer Abgrenzung, wenn ein Toter aus der Welt der Lebenden weggetragen werden muß, um jenseits einer Grenze, eines Bachs oder einer Friedhofsmauer, in einem besonderen Bezirk bestattet zu werden: ›Entsorgung‹ des Toten zur Vermeidung der Ansteckungsgefahr (→Reinigung) einerseits und ›Versorgung‹ des Toten in seinem ›Leben nach dem Tod‹ andererseits stehen in einem ambivalenten Verhältnis zueinander. Um sich aber ein ›Leben‹ nach dem Tod vorstellen zu können, bedarf es neben dem Grab noch anderer Bilder und Räume, die, über das Vermodern in der Erde hinaus und die Zumutung dieses realen Vorgangs abmildernd, ein Existieren plausibel machen. Die Toten leben in einer Gegenwelt: auf einer Insel (›der Seligen‹), in einem →Garten (Paradies), in einer sicheren Stadt (Jerusalem), in einer Höhle unter der Welt oder im Himmel. Lebende können diese Orte jedenfalls nicht erfahren. Das Jenseits setzt die Ordnung des Diesseits fort, seltener kehrt es die Verhältnisse um. Die Bestrafung der ›anderen‹ versüßt noch die eigene Belohnung.
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Auffarth, C. (1999). Jenseits. In: Auffarth, C., Bernard, J., Mohr, H., Imhof, A., Kurre, S. (eds) Metzler Lexikon Religion. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03703-9_40
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