Zusammenfassung
1. Der Begriff Initiation leitet sich vom lateinischen initium (»Eintritt«) ab und bedeutet soviel wie »Einführung«, »Einweihung«. Bei den Römern wurde initia zu einem Terminus für die Teilnahme an Mysterien (-»Antike). Der Begriff benennt allgemein eine Reihe von rituellen Handlungen, Verhaltensvorschriften und Unterweisungen, die eine radikale Umwandlung des sozialen und religiösen Status eines Individuums oder einer Gruppe inszenieren und gestalten. Es kann sich dabei um so unterschiedliche Formen wie die kollektive Initiation in eine Altersklasse, die Initiation in Totemgruppen, Geheimbünde, Mysterien oder Bruderschaften, ebenso jedoch um die Berufung eines religiösen Spezialisten wie eines Schamanen, Magier, Propheten oder Heiler handeln. Arnold van Gennep prägte 1909 den bis heute gebräuchlichen Begriff und das Strukturschema der rites de passage (franz. für »Übergangsriten«). In Zeiten lebenszyklischer Veränderungen, wie der Geburt, der beginnenden Pubertät, bei der Hochzeit oder bei Krankheit und Tod — ebenso jedoch bei sozialen Veränderungen, beispielsweise einer Häuptlingsweihe — verläßt das Individuum symbolisch einen geordneten Raum, um nach einer Phase des Übergangs einen neuen zu betreten. Die Gefahren und Ambivalenzen des Wechsels regeln die Rituale. Van Gennep hat in seiner systematischen Studie eine dreiphasige Struktur der Übergangsrituale entdeckt, die sich — in je unterschiedlicher Gewichtung — global auf ganz verschiedene Riten anwenden lassen : ( 1 ) Trennungsriten, (2) Schwellen- oder Umwandlungsriten und (3) Angliederungsriten.
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Literatur
Bettelheim, Bruno: Symbolische Wunden. Pubertätsriten und der Neid des Mannes, Frankfurt/M. 1954;
Eliade, Mircea: Das Mysterium der Wiedergeburt. Initiationsriten, ihre kulturelle und religiöse Bedeutung, Zürich 1961 (11958);
van Gennep, Arnold: Übergangsriten, Frankfurt/M. 1986 (franz. Paris 1909);
Gilmore, David D.: Mythos Mann. Wie Männer gemacht werden — Rollen, Rituale, Leitbilder, München 1993;
Mead, Margaret: Mann und Weib. Das Verhältnis der Geschlechter in einer sich wandelnden Welt, Berlin 1992 (engl. 1949);
Reik, Theodor: Probleme der Religionspsychologie. 1. Teil: Das Ritual. Mit einer Vorrede von Sigmund Freud, Leipzig 1919;
Turner, Victor: Das Ritual. Struktur und Antistruktur, Frankfurt/M. 1989 (engl. 1969).
→Ahnen, Gruppe, Heilig, Jugendweihe, Körper, Kult, Lebenszyklus, Opfer, Tanz, Taufe, Symbol, Tod;
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Brunotte, U. (1999). Initiation. In: Auffarth, C., Bernard, J., Mohr, H., Imhof, A., Kurre, S. (eds) Metzler Lexikon Religion. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03703-9_33
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