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Zusammenfassung

Der Begriff Häresie (griech. haíresis, »[Aus-]Wahl«) bezeichnet ursprünglich die Möglichkeit einer Auswahl zwischen verschiedenen antiken philosophischen Schulen. Mit dem Entstehen der christlichen →Kirche und ihrer Orthodoxie erhielt das Wort die polemische Bedeutung von »Irrlehre« aber auch von »Sonderrichtung«. Der Kampf gegen Häresien → Gnosis I; Arianismus; Donatisten) half dem sich herausbildenden Christentum, selbst eine Sonderrichtung des Judentums, eine innere Einheit der Gemeinden herzustellen und sich von ähnlichen religiösen Gruppen oder griechisch-philosophischen Richtungen (Neuplatonismus) abzugrenzen. Der Vorwurf der Häresie wurde aber von Anfang an auch benutzt, um Kritik an der kirchlichen →Hierarchie zu unterdrücken. Jeder Widerspruch zum jeweils anerkannten Dogma und jeder Versuch, sich außerhalb der klerikalen Strukturen zu stellen, wurde unerbittlich als Häresie verfolgt und mit Exkommunikation bestraft. Die ständige Auseinandersetzung mit Häresien zwang das Christentum aber auch zur genauen Festlegung seiner Glaubenslehren, was entscheidend zur Herausbildung von Dogmatik (→Dogma) und Theologie beitrug und das abendländische Denken mitprägte. Dabei wurden die Lehren der Häretiker durchaus nicht nur dekonstruiert und vernichtet, sondern auch umgeformt, angepaßt und übernommen.

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Literatur

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Christoph Auffarth Jutta Bernard Hubert Mohr Agnes Imhof Silvia Kurre

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Grübel, N. (1999). Häresie. In: Auffarth, C., Bernard, J., Mohr, H., Imhof, A., Kurre, S. (eds) Metzler Lexikon Religion. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03703-9_3

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-03703-9_3

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