Zusammenfassung
Ikonen (griech. eíkon, »Bild«) heißen die Kultbilder der →orthodoxen Kirchen. Sie stehen seit den Auseinandersetzungen des byzantinischen Bilderstreits (er beginnt um 726 unter Kaiser Leo III. und endet nach mehreren Umschwüngen 843 unter Kaiserin Theodora) im Mittelpunkt theologischer und künstlerischer Anstrengung. Die mühsame Abwehr bildfeindlicher und sogar bilderstürmerischer (›ikonoklastischer‹) Strömungen hatte jedoch zur Folge, daß die Bildinhalte von Ikonen in den Ostkirchen strengen Regelungen unterworfen wurden, die bis heute bestehen und eine ähnlich freie religiöse Kunstentwicklung wie in Westeuropa nicht zuließen. Um als Ikone gelten zu können, muß ein Bild (1) »als Kultbild verstanden werden und den Charakter der Heiligkeit haben«, (2) »das gültige Dogma der Ostkirche abbilden«, (3) »dem Bildkanon der Ostkirche entsprechen« und (4) »nach definierten Regeln hergestellt und nach einem bestimmten Ritus geweiht sein« (H. Fischer). Dieses Kontrollsystem wird durch ein Benennungsystem ergänzt: Jeder Bildtypus besitzt einen eigenen Namen. Es gibt 8000–9000 Bildtypen, davon etwa 7000–8000 Heiligenbilder und 400 verschiedene Darstellungsweisen der Gottesmutter. Auch innerhalb jedes Bildtyps muß jede Figur aus Gründen theologischer Bestimmbarkeit beschriftet sein, unbeschriftete Bilder sind liturgisch ungültig, somit keine Ikonen.
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Literatur
Belting, Hans: Bild und Kult. Eine Geschichte des Bildes vor dem Zeitalter der Kunst, München 1990
Fischer, Helmut: Die Ikone. Ursprung — Sinn — Gestalt, Freiburg 21995 (11985).
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Mohr, H. (1999). Ikone. In: Auffarth, C., Bernard, J., Mohr, H., Imhof, A., Kurre, S. (eds) Metzler Lexikon Religion. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03703-9_29
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-03703-9_29
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
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