Zusammenfassung
Die Bedeutung des griechischen eidolon ist »Gestalt,- Schatten- oder Trugbild«, in engerem Sinne auch das »Kultbild«. In der griechisch-lateinischen Kirchensprache kennzeichnet der Begriff das »Götzenbild« der Heiden, die ›falschen Götter‹. In diesem Sinne polemisiert er gegen eine übertriebene, maßlose Verehrung beziehungsweise Vergötterung eines Gegenstandes oder Menschen. Davon unbeeindruckt kann mit ›Idol‹ auch das materielle Abbild einer Gottheit bezeichnet werden. In dieser Bedeutung spielt es in allen Kulturen eine herausragende Rolle, sei es als kanonisierte Ikonographie, als spiritualisierte →Fetische oder als konkretes physisches Abbild. Das Idol ist damit immer auch ein Versuch, die transzendenten Glaubensinhalte, die Mythen, die Riten und Rituale erfahrbar zu machen: Die Göttlichkeit wird im (idealisierten) Abbild zusammengefaßt, der Mensch verehrt das Abbild. Genau aus diesem Grunde war und ist das Idol eine potentielle Bedrohung für jede Religion, denn im Idol vermenschlicht die Religion. Das Abbild der Götter macht diese den Menschen gleich — und nicht umgekehrt. Viele Religionen bestehen deshalb auf einem Bilderverbot (z.B. Islam). Andererseits ist die Idolatrie auch eine Möglichkeit der gezielten und gesteuerten Verstärkung religiöser Verhaltensweisen (z.B. Verehrung von Heiligenbildern, Volksfrömmigkeit).
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Literatur
Belting, Hans: Bild und Kunst. Eine Geschichte des Bildes vor dem Zeitalter der Kunst, München 1990;
Speck, Paul: Ich bin’s nicht. Kaiser Konstantin ist es gewesen. Die Legenden vom Einfluß des Teufels, des Juden und des Moslems auf den Ikono-klasmus, Bonn 1990;
Stock, Alex: Keine Kunst. Aspekte der Bildtheologie, Paderborn 1996.
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Frohn, E.S., Lützenkirchen, HG. (1999). Idol. In: Auffarth, C., Bernard, J., Mohr, H., Imhof, A., Kurre, S. (eds) Metzler Lexikon Religion. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03703-9_28
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