Zusammenfassung
Im Zuge der →Aufklärung und aus dem Wunsch nach einer von verschiedenen Trugbildern befreiten Erkenntnis der Wirklichkeit heraus entwirft F. Bacon im 17. Jahrhundert seine Idolenlehre (lat. idolum »Gespenst«, »Götzenbild«; griech. eídolon: »Bild« →Idol), eine Klassifikation von vermeidbaren Vorurteilen. Als ›Ideologen‹ (franz. idéologues, lat. idea, »(Ideal)bild«) bezeichneten sich in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts französische Aufklärer wie A.L.C. Destutt de Tracy (1754–1836) und E.B. de Condillac (1714–1780), die eine rein sensualistische Erkenntnistheorie mit der Hoffnung auf dadurch zu erlangende ungetrübte Einsicht nicht zuletzt in die gesellschaftlichen Ursprünge der Religion anstrebten. Napoleon Bonaparte, der ihre Lehre als traditionszersetzerisch und subversiv einschätzte, verlieh dem Ausdruck ›Ideologe‹ seine bis zum heutigen Tag abwertend gebliebene Bedeutung. Der Ideologie-Vorwurf wurde bei K. Marx zu einem zentralen Topos der Kritik des bürgerlichen Bewußtseins und der darunter subsumierten →Religionskritik (Religion als ›Opium des Volkes‹). Das Unternehmen der Ideologiekritik (besonders bei F. → Nietzsche und, in marxistischer Tradition, in der Frankfurter Schule) betrifft letztlich jedes Denken: Es soll auf einen eventuell einseitigen gesellschaftlichen Standpunkt, Interessenbedingtheit oder einen verdrängten historischen Zusammenhang hin geprüft werden.
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Hartmann, G. (1999). Ideologie. In: Auffarth, C., Bernard, J., Mohr, H., Imhof, A., Kurre, S. (eds) Metzler Lexikon Religion. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03703-9_27
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-03703-9_27
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