Zusammenfassung
Das kompositorische Gewissen erfordert das dauernde Infragestellen des erreichten Standes des Komponierens. Die Ausgangsstellung für jedes Stück ist das Nach-innen-Horchen. Keine Technik darf als Garantie empfunden werden. Es gibt nichts, worauf man sich verlassen kann, außer der musikalischen Fantasie. Komponieren sollte nur stattfinden, wenn »Luft von anderem Planeten« gefühlt wird. In der Musikgeschichte unserers Jahrhunderts gibt es einen Moment, in welchem der Komponist zur Gänze auf sein inneres Ohr angewiesen war, wo alle traditionelle Bindung in Form, Harmonie, Instrumentation und Kompositionstechnik abgestreift war und jeder Moment ausschließlich der schöpferischen Fantasie entspringen mußte, keine konstruktive Krücke, keine Reihe auch nur über eine Sekunde Musik hinweghalf; ich meine die Zeit kurz vor dem Ersten Weltkrieg, in der Werke wie Erwartung, Die glückliche Hand und die Lieder opus 22 von Arnold Schönberg entstanden, um jetzt als Paradigma nur diesen zu nennen.
Editor information
Rights and permissions
Copyright information
© 1997 Springer-Verlag GmbH Deutschland
About this chapter
Cite this chapter
Gielen, M. (1997). Komponist / Dirigent. In: Fiebig, P. (eds) Michael Gielen. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03695-7_24
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-03695-7_24
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
Print ISBN: 978-3-476-01531-0
Online ISBN: 978-3-476-03695-7
eBook Packages: J.B. Metzler Humanities (German Language)