Zusammenfassung
Bücher haben ihre Schicksale. Das ist sehr wahr und trifft auf Heines Versepos »Deutschland. Ein Wintermährchen«, was die Bedingungen seiner Entstehung und die Verbotsgeschichte betrifft, vollständig zu. Es gilt aber auch, daß Bücher selten allein kommen — glücklicherweise! Sie haben ihre Vorläufer und Nachfolger. Auch diese Erfahrung ist anhand des »Wintermährchens« eindrucksvoll zu bestätigen. Dessen umfangreiche literarische Wirkungsgeschichte verläuft bekanntlich bis in die jüngste Vergangenheit, beispielsweise bis zu Wolf Biermann. Wir wissen seit langem aber auch, daß Heine in vielen Arbeiten und wohl selbst im Leben den großen Heiden Nr. 1, seinen geliebt-gehaßten Olympier Goethe, verehrungsvoll konkurrierend nachspielte und der fortgeschrittenen Bedingungen wegen gelegentlich auch überholte. Die Wanderung durch den Harz, das autobiographische Reisebild »Ideen. Das Buch Le Grand«, die Reise nach Italien, die Ehe mit Mathilde, das Faust-Ballett, die »Geständnisse« und sogenannten »Memoiren« sind sämtlich Kriterien einer Heineschen Variation der deutschen Klassik, wie sie in Werk und Leben ihres Hauptvertreters Goethe beim Publikum im Biedermeier oder Vormärz Gegenstand von schaudernder Ablehnung oder ehrfürchtiger Bewunderung war. Heine gehört trotz aller eindringlichen Analyse der tagespolitischen Ferne Goethes zu dessen Bewunderern.
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Rights and permissions
Copyright information
© 1997 Springer-Verlag GmbH Deutschland
About this chapter
Cite this chapter
Kruse, J.A. (1997). Ein neues Lied vom Glück?. In: Heine-Zeit. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03693-3_9
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-03693-3_9
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
Print ISBN: 978-3-476-01529-7
Online ISBN: 978-3-476-03693-3
eBook Packages: J.B. Metzler Humanities (German Language)