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Zusammenfassung

In diesem Kapitel veranschaulicht Momigliano an einer Reihe wichtiger Beispiele die verschiedenen Auffassungen von Religion, vor allem von der antiken römischen Religion, die die wissenschaftliche Forschung über den Verlauf mehrerer Generationen von den Arbeiten J.J. Bachofens (1815–1887) bis zu denen Franz Cumonts (1868–1947) bestimmten. Bei Bachofen betont er vor allem den interkulturellen und ethnographischen Ansatz, der ihn das Modell einer Entwicklung vom Matriarchat zum Patriarchat aus chinesischen, indischen und punischen Quellen erschließen und dann die fast verwischten Spuren eines postulierten ursprünglichen Matriarchats auch in den frühesten Perioden der römischen Geschichte suchen ließ. Bei späteren Autoren stellt Momigliano dagegen die persönliche, emotionale Seite der römischen Religion ins Zentrum seiner Überlegungen und zeigt nicht nur, welche Nachteile entstanden, wenn diese zugunsten der öffentlich-offiziellen Seite völlig ausgeblendet wurde (so z. B. trotz aller Anerkennung bei G. Wissowa, 1859–1931), sondern auch, wie man zu fruchtbareren Ergebnissen kommen konnte, wenn man sie zu einem zentralen Problem machte, so für die Religion der römischen Republik vor allem bei W. Warde Fowler (1847–1921) und für die des römischen Imperiums bei Franz Cumont.

Der Aufsatz geht auf einen 1986 gehaltenen Vortrag zurück und wurde erst 1988 posthum veröffentlicht. Er reiht sich in Momiglianos späte Arbeiten zur Psychologie der antiken Religion ein (vgl. z. B. in Band 1 dieser Ausgabe die Beiträge 10 und 12) und verfolgt ein doppeltes Ziel: einerseits wichtige Eigenheiten der römischen Religion im Vergleich mit anderen antiken Religionen zu klären, andererseits aber zugleich die Persönlichkeiten derjenigen Forscher, die zum Verständnis (und Mißverständnis) der römischen Religion am meisten beigetragen haben, zu erforschen. Momiglianos Faszination für das innere Leben des Individuums drückt sich in seiner Betonung der subjektiven Seite der römischen Religion sowie in seiner Analyse der teilweise recht merkwürdigen Biographien dieser Forscher aus. Besonders wichtig ist dabei sein Hinweis darauf, daß die Analogien zwischen Christentum und römischer Religion, die vielen älteren Forschungen zugrunde lagen, zwar manchmal irreführend wirkten, aber auch wesentlich dazu beitrugen, die Eigenart der römischen Religion (nicht aber diejenige anderer antiker Religionen) richtig zu verstehen.

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Glenn W. Most

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Momigliano, A. (2000). Von Bachofen bis Cumont. In: Most, G.W. (eds) Ausgewählte Schriften zur Geschichte und Geschichtsschreibung. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03684-1_10

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-03684-1_10

  • Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart

  • Print ISBN: 978-3-476-01513-6

  • Online ISBN: 978-3-476-03684-1

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